Hamburg. Verfassungsschutz-Präsident Heinz Fromm hat die deutschen Unternehmen eindringlich vor Wirtschaftsspionage gewarnt und zu einer besseren Zusammenarbeit mit den Sicherheitsbehörden aufgefordert. Spionage sei "eine permanente Bedrohung für die deutsche Wirtschaft", sagte Fromm im Abendblatt-Interview. Es sei von einem "großen volkswirtschaftlichen Schaden" auszugehen.
Gerade in der mittelständischen Wirtschaft werde "die Gefahr unterschätzt". Die Bereitschaft, in den Unternehmensschutz zu investieren, sei "nicht sehr ausgeprägt", kritisierte Fromm. Es sei auch "eine gewisse Zurückhaltung festzustellen, dem Verfassungsschutz Hackerangriffe, Ausspähversuche oder andere Verdachtsmomente mitzuteilen", fügte er hinzu. "Diese Zögerlichkeit ist zwar nachvollziehbar, aber unbegründet." Solche Informationen würden mit größter Diskretion behandelt.
Die Zahl der erkannten Angriffe auf deutsche IT-Systeme sei seit 2005 deutlich angestiegen, sagte Fromm. "2009 haben wir allein 1500 Angriffe auf deutsche Regierungsstellen registriert. Sie haben ihren Ursprung überwiegend in Asien, häufig in China." Es gebe eine ganze Reihe von Indizien, dass staatliche Dienststellen daran beteiligt seien.
Dagegen lägen "keine Hinweise darauf vor, dass Dienste verbündeter Staaten in Deutschland im Bereich der Wirtschaftsspionage aktiv sind", sagte der Präsident. Völlig auszuschließen sei dies "selbstverständlich nicht".