Generalinspekteur erarbeitet erstes Sparmodell - SPD kritisiert “Sicherheitspolitik nach Kassenlage“
Berlin. Die Bundeswehr erwägt aufgrund der strengen Sparvorgaben von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) eine Reduzierung der Streitkräfte von 250 000 auf 150 000 Mann. Diese Zahl ergibt sich aus einem ersten Sparmodell, das Generalinspekteur Volker Wieker errechnen ließ. Der darin vorgesehene Personalabbau per Rasenmähermethode in allen Teilstreitkräften würde drastische Einschnitte mit sich bringen. Wieker lässt indes noch weitere Modelle erarbeiten, die einen geringeren Personalabbau vorsehen.
Das 150 000-Mann-Modell würde die Stärke von Heer, Luftwaffe und Marine erheblich verringern. So sind darin nach Informationen der "Welt" für das Heer nur noch 47 000 Soldaten vorgesehen (derzeitige Stärke: 94 188), für die Luftwaffe 19 000 (heute: 42 212). Die Streitkräftebasis, die zentrale Dienstleistungen für die Truppe erbringt und zu der auch die Bundeswehr-Unis und der Militärische Abschirmdienst (MAD) gehören, würde auf 26 000 Mann (heute: 72 685) schrumpfen, die Marine von 17 476 auf nur noch 9000 Mann. Der Sanitätsdienst wird im Rasenmäher-Modell mit 11 000 Mitarbeitern (heute: 23 775) taxiert.
Bekannt wurde gestern auch, dass die Bundeswehr mehr als die Hälfte ihrer U-Boot-Flotte stillgelegt hat. Die sechs Boote sollen verkauft oder verschrottet werden. Nur noch vier U-Boote sind im Dienst.
Vorige Woche hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) Wieker den Befehl zum Rechnen gegeben. Maßstab dafür sind die Sparvorgaben des Finanzministeriums, die Kürzungen von rund 4,3 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren verlangen. Der SPD-Verteidigungsexperte Hans-Peter Bartels warf Guttenberg vor, er betreibe "Sicherheitspolitik nach Kassenlage". Das 150 000-Mann-Modell erfordere eine "Radikaloperation, die politisch nicht begründet" sei. Das Modell erweise sich zudem als "ein unfreundlicher Akt gegenüber unseren Bündnispartnern", sagte Bartels.