Günter Ploß, Chef das Hamburger Sportbundes, war angetan vom Kandidaten Gauck. Doch mit diesem Ausgang hatte er nicht gerechnet.
Berlin. Der Hamburger Wahlmann Günter Ploß war so bewegt wie der Kandidat der Herzen: „Es war eine tolle Atmosphäre“, sagte Ploß dem Abendblatt. Als Joachim Gauck mit dem Rückenwind von 499 Stimmen nach dem ersten Wahlgang in die Fraktionssitzung kam, habe er um Fassung gerungen. Die rot-grüne Wahlgemeinschaft, so der Sportchef des Hamburger Sportbundes, habe eine entspannte Stimmung an den Tag gelegt.
Als habe man bei Sozialdemokraten und Grünen damit gerechnet, dass der Kandidat Gauck so deutlich mehr Stimmen bekommt, als seine offizielle Unterstützergruppe überhaupt Köpfe hat. Ploß sagte: „Joachim Gauck war tief bewegt. Er hat gesagt, was er vier Wochen lang gepredigt hatte: Ich will Kandidat für alle sein.“
Zum zweiten Mal ist Ploß bei einer Bundesversammlung in Berlin dabei. Dabei neigt der kühle SPD-Mann und rationale Manager des Krankenkassenverbandes VDEK sicher nicht zum Pathos. Doch Gauck hatte auch ihn gepackt. Dass die Sozialdemokraten die Hilfe der Linken benötigen würden – ob bei der Bundespräsidentenwahl oder zur Regierungsbildung –, wischte Ploß beiseite: „Wir haben keine Veranlassung, die Linken um etwas zu bitten.“ Das hatte etwas von der Unerschütterlichkeit, mit der auch Gauck seine Kandidatur anging.