Ermittler haben zudem auf einem Datenträger aus dem Zwickauer Haus der Neonazi-Terrorzelle eine Art Werbebrief der Gruppierung entdeckt.
Erfurt/Karlsruhe/München. Die Zwickauer Neonazi-Terrorzelle soll intensiven Kontakt zu Aktivisten der verbotenen Neonazi-Organisation „Blood&Honour“ gehabt haben. Das berichtet der Sender MDR 1 Thüringen am Dienstag mit Verweis auf einen geheimen Bericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Dem Sender liege das Dokument vor. Laut Bericht hatte das Thüringer Landeskriminalamt im Juni des Jahres 1998 und im April 2000 hochrangige „Blood&Honour“-Aktivisten abgehört. Es habe Hinweise darauf gegeben, dass Uwe Böhnhardt Kontakt zu Aktivisten in Chemnitz aufgenommen hatte. Unterdessen haben Ermittler auf einem Datenträger aus dem Haus des "Nationalsozialistsichen Untergrunds" (NSU) eine Art Werbebrief der Terrorgruppe entdeckt.
+++US-Rassisten waren Vorbilder für Zwickauer Neonazis+++
Der geheime Bericht des Verfasungsschutzes liste zudem auch eine Kommunikationspanne zwischen Thüringer Verfassungsschutz und Thüringer LKA auf. Nach den bisherigen Erkenntnissen soll die Neonazi-Terrorgruppe bundesweit neun Morde an Kleinunternehmern türkischer und griechischer Herkunft in den Jahren 2000 bis 2006, den Mordanschlag auf zwei Polizisten in Heilbronn vom April 2007 und zwei Bombenanschläge in Köln von 2001 und 2004 verübt haben. Als Haupttäter gelten die am 4. November 2011 in einem Wohnmobil in Eisenach tot aufgefundenen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die in Untersuchungshaft sitzende Beate Zschäpe soll die terroristische Vereinigung mitgegründet haben und darin Mitglied gewesen sein.
Am Dienstag sagte der Sprecher des Bundesanwaltschaft, Marcus Köhler, Ermittler hätten zudem auf einer Computerfestplatte aus dem Zwickauer Haus der Gruppierung einen Werbebrief der Terroristen sichergestellt. Bislang gebe es aber „keine belastbaren Anhaltspunkte“ dafür, dass der Brief auch verschickt worden sei. Einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge wurde das Pamphlet mit dem Dateinamen „NSU Brief.cdr“ zuletzt am 5. März 2002 geändert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die NSU-Terroristen bereits vier türkischstämmige Kleinunternehmer erschossen. In dem Brief, mit dem sie vermutlich Gleichgesinnte gewinnen wollten, heißt es laut der Zeitung: „Verfolgung und Strafen zwingen uns, anonym und unerkannt zu agieren.“
Weiter heiße es in dem Brief: „Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) verkörpert die neue politische Kraft im Ringen um die Freiheit der deutschen Nation. Keine Partei oder Verein ist die Grundlage des nationalsozialistischen Untergrundes, sondern die Erkenntnis, nur durch wahren Kampf dem Regime und seinen Helfern entgegentreten zu können. Die Aufgaben des NSU bestehen in der energischen Bekämpfung der Feinde des deutschen Volkes und der bestmöglichen Unterstützung von Kameraden und nationalen Organisationen.“ Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ schrieben die rechtsextremen NSU-Terroristen dies alles in Großbuchstaben mit vielen Fehlern, während die linksterroristische RAF ihre Pamphlete und Bekennerschreiben meist in Kleinbuchstaben verfasst habe.
Mit Material von dpa/dapd