Berlin/Hamburg. Rente mit 67: Was auf die Bundesbürger demnächst zukommt, ist bereits Realität für den Bundespräsidenten a. D. Horst Köhler. Dabei hatte er noch eine Restamtszeit von vier Jahren. Mit dem sofortigen Rücktritt hat Köhler jedoch seine Pensionsansprüche angemeldet. Ihm steht lebenslang dieselbe Entlohnung zu wie als Bundespräsident (ohne Dienstaufwandsentschädigung).
Die Nachrichtenagentur DAPD nennt 17 500 Euro als monatlichen "Ehrensold". Nach Recherchen des Abendblatts sind es sogar 21 000 Euro pro Monat für den Pensionär. Seine Entlohnung richtet sich nach der der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Zehn Neuntel ihres Salärs stehen ihm laut Gesetz zu. Und ihr Gehalt bemisst sich laut Berechnungsschlüssel an dem eines Top-Beamten (Gehaltsstufe B 11 plus zwei Drittel davon).
Gestern Morgen verabschiedete sich Köhler von seinen Mitarbeitern im Schloss Bellevue. Er fuhr mit seinem Dienst-Mercedes vor (Kennzeichen 0 - 1) und betrat das Gebäude durch einen Nebeneingang, umringt von Personenschützern. Auch die stehen ihm wie weitere Mitarbeiter und ein Büro demnächst noch immer zu. Ob Köhler mit seiner Frau Eva Luise sofort aus der Dienstvilla in Berlin-Dahlem auszieht, wusste sein Sprecher nicht zu sagen. Köhler, der in Ludwigsburg bei Stuttgart aufwuchs und in Tübingen studierte, könnte sich wieder nach Schwaben zurückziehen. In Herrenberg bei Tübingen besitzen die Köhlers ein Haus. Neben dem bleibenden Titel "Bundespräsident" hat Köhler einen Professorentitel der Uni Tübingen. Wegen seiner Karriere mussten die Köhlers mehrfach umziehen. Der Wirtschaftsexperte arbeitete unter anderem im Bundesfinanzministerium (Bonn), als Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, als Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London und als Direktor des Internationalen Währungsfonds in Washington.
Weil Köhler sich als Bürgerpräsident sah, reiste er durch die Provinz. Der für heute geplante Trip nach Ilmenau (Thüringen) muss ebenso ausfallen wie die nächste Reise nach Afrika, zu der Köhler am Sonnabend aufbrechen wollte. Auch Südafrika stand auf dem Programm. Die Fußball-WM kann Horst Köhler sich im Fernsehen anschauen. Wenn sein Nachfolger gewählt wird (30. Juni), ist spielfrei.