Berlin. Die Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) zur Eindämmung der Kassenausgaben für Medikamente um rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr stoßen auf Kritik in der Pharmabranche. "Das ist ein großer Aderlass, gemessen am Jahresumsatz von neun bis zehn Milliarden Euro, den die forschenden Pharma-Unternehmen jährlich hier erwirtschaften", sagte der Vorsitzende des Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller und Forschungsvorstand der Bayer AG, Wolfgang Plischke, dem "Handelsblatt".
Noch mehr empöre die Branche aber, mit welchen Instrumenten dieses Ziel erreicht werden solle. "Statt der versprochenen Deregulierung und Erneuerung in Richtung mehr Wettbewerb setzt Herr Rösler auf die alten Rezepte planwirtschaftlicher Regulierung. Das hätten wir von einem liberalen Minister nie erwartet, zumal er das Gegenteil versprochen hat", sagte Plischke.
Konkret kritisierte er die bereits für August geplante Erhöhung des Zwangsrabatts, den die Hersteller den Kassen gewähren müssen, von sechs auf 16 Prozent und den Preisstopp bis 2013. Ein Preismoratorium von über vier Jahren sei "Dirigismus pur", den es in keiner anderen Branche gebe.
Kritik übte er auch an Röslers Plan, in Zukunft den Spitzenverband der Krankenkassen mit der Industrie zentral Rabatte für neue Medikamente aushandeln zu lassen und für neue Präparate, für die die Unternehmen bei einer Schnellprüfung keinen Zusatznutzen nachweisen können, Erstattungshöchstpreise einzuführen. Die Deutsche BKK warnte, dürften Patienten ihr Wunschmedikament in der Apotheke selbst auswählen und sich die Kosten von der Krankenkasse erstatten lassen, könnten Ausgaben in unabsehbarem Ausmaß entstehen.