Verheiratete sollen Priester sein können. Skandal erreicht früheres Papst-Bistum.
Hamburg. Bei der Suche nach den Ursachen für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche wird jetzt auch über einen Zusammenhang mit der priesterlichen Ehelosigkeit debattiert. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke plädierte im Abendblatt dafür, dass auch katholische Priester heiraten dürfen. Die zölibatäre Lebensform könne Menschen anziehen, die "eine krankhafte Sexualität haben", sagte er. Daraus könne "eine Gefahrensituation" entstehen. Er empfahl auch, angesichts des Priestermangels "mehr Fantasie und etwas mehr Großmut" zu entwickeln, um "neben der Grundform zölibatären Priestertums auch den Dienst eines verheirateten Menschen als Priester möglich machen zu können".
Papst Benedikt XVI. hat dagegen die Ehelosigkeit von Priestern am Freitag ohne Wenn und Aber verteidigt. Der "heilige Zölibat" sei ein "Zeichen der vollständigen Hingabe" an Gott. Die Kirche müsse an der Besonderheit des Priesteramtes festhalten, sagte er. Zugleich unterstützte der Papst den Weg der deutschen Bischöfe im Missbrauchsskandal. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hatte den Papst am Freitag über die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche informiert.
Die Münchner Diözese hat unterdessen einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung" bestätigt, wonach der Papst 1980 in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising der Versetzung eines wegen Kindesmissbrauchs vorbelasteten Priesters von Essen nach München zustimmte. Er sollte in München eine Therapie machen. Der damalige Erzbischof Joseph Ratzinger habe den Beschluss mit gefasst, teilte das Erzbistum am Freitagabend mit. Allerdings sei der Priester vom damaligen Generalvikar uneingeschränkt in der Pfarrarbeit eingesetzt worden. Einige Jahre später sei der pädophile Kaplan nach neuerlichen Übergriffen dann wegen sexuellen Missbrauchs 1986 zu 18 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Heute arbeitet der Priester noch immer in der Seelsorge.