Vor vier Jahren hat ein Mann die wohl größte deutsche Steueraffäre ins Rollen gebracht. Der Informant aus Liechtenstein bot dem Bundesnachrichtendienst (BND) brisante Bankdaten aus dem Fürstentum zum Kauf an. Mit besonders niedrigen Steuern und einem gut gehüteten Bankgeheimnis hat der diskrete Finanzplatz Liechtenstein Milliardensummen von wohlhabenden Deutschen angelockt. Darunter waren auch viele, die ihr Geld vor dem deutschen Fiskus in Sicherheit bringen wollen.
Steuerflüchtlinge nutzen oft häufig anonyme Familienstiftungen als geeignetes Instrument. Zu den prominenten Adressen im Zwergstaat gehört der Liechtenstein Global Trust (LGT), dessen Eigentümer das Fürstenhaus ist. Insgesamt betreut eine Schar von 2200 sogenannten Finanzdienstleistern im Fürstentum am Alpenrand ein Kundenvermögen von etwa 100 Milliarden Euro. Nach Schätzungen der Bundesregierung dürfte davon „der größte Einzelanteil auf Deutschland entfallen“.
Am 24. Januar 2006 gab es die ersten Informationen von einem ehemaligen LGT-Mitarbeiter. Für brisante Kontodaten erhielt er im August 4,2 Millionen Euro. Um sich juristisch abzusichern, ließ sich der BND von den Steuerfahndern förmlich um Amtshilfe bitten. Im Juni
2007 übergab der Informant gestohlene DVDs mit brisantem Inhalt zu mehr als 1400 deutschen Kunden – darunter auch prominente Namen. Diese Anleger sollen zusammen mehr als drei Milliarden Euro beiseitegeschafft haben.
Am 14. Februar 2008 ließ die Bochumer Staatsanwaltschaft die Villa und das Büro des später zurückgetretenen Post-Chefs Klaus Zumwinkel durchsuchen – die juristische Aufarbeitung der Affäre kam ins Rollen. Die weiteren etwa 200 Razzien verliefen diskreter. Insgesamt wurden Steuerermittlungen gegen rund 770 wohlhabende Deutsche bekannt. Innerhalb weniger Monate konnten rund 110 Millionen Euro von Verdächtigen wieder eingetrieben werden.
Zahlreiche Steuersünder versuchten mit Selbstanzeigen und Überweisungen der hinterzogenen Summen einen Prozess zu verhindern. Das erste Urteil traf im Juli 2008 einen Immobilienkaufmann aus dem hessischen Bad Homburg. Der Mann hatte elf Millionen Euro in Liechtensteiner Stiftungen angelegt und zwischen 2001 und 2006 rund 7,5 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Nachdem er das hinterzogene Geld zurückgezahlt hatte erhielt er eine Bewährungsstrafe und musste weitere 7,5 Millionen Euro an soziale Einrichtungen zahlen. Im Januar 2009 folgte auch für Zumwinkel das Urteil: Bewährungsstrafe und eine Million Euro Geldbuße.