Das Spiel hat Angela Merkel schon oft geübt: eine Debatte treiben lassen - auch unter Inkaufnahme des Vorwurfs der Führungsschwäche -, bis Protagonisten und Richtung klar werden, um dann im geeigneten Moment wieder einzugreifen.
Das Spiel hat Angela Merkel schon oft geübt: eine Debatte treiben lassen - auch unter Inkaufnahme des Vorwurfs der Führungsschwäche -, bis Protagonisten und Richtung klar werden, um dann im geeigneten Moment wieder einzugreifen. So hat es sie auch diesmal gemacht und rechtzeitig vor der CDU-Klausur und dem Koalitionstreffen am Sonntag, das nicht die Vorsilbe Krisen- haben darf, klargestellt, dass das Steuersystem gemäß Koalitionsvertrag reformiert werden soll. Das neu aufflammende Lamento der klammen Ministerpräsidenten dürfte dabei einkalkuliert sein.
Auch eine neue Richtung soll die Partei nehmen. Wobei Richtung vielleicht nicht der korrekte Begriff ist. Es handelt sich mehr um ein dreidimensionales Etwas, in dem Markt, Globalisierung, Gerechtigkeit, Freiheit und Eigenverantwortung, Umwelt und Klima ebenso Platz haben wie Stammwähler neben bisherigen Anhängern von FDP, Grünen und SPD.
Dabei ist die CDU schon seit der Zeit, als die Generalsekretäre noch Kurt Biedenkopf oder Heiner Geißler hießen, von einer konservativ-christlichen zu einer offenen bürgerlichen Partei geworden. Und das liegt mehr als 30 Jahre zurück. Neu ist lediglich, dass die Vorsitzende je nach politischer Großwetterlage und Wählerstimmung mal mehr die Kräfte des Marktes - wie 2003 auf dem Leipziger Parteitag - oder die Magie der ominösen gesellschaftlichen Mitte - wie derzeit - bemüht.
Und so schreitet die Merkelisierung der CDU unaufhaltsam voran: Profil so lange schärfen, bis es nicht mehr erkennbar ist. Das liegt aber auch im Trend und kommt denjenigen Wählern entgegen, denen mehr an Sicherheit, Perspektive und Wohlstand gelegen ist als an polit-theoretischen Grundsatzdiskussionen. Und das hat der Kanzlerin bisher Erfolg verschafft - wenn auch auf immer niedrigerem Niveau.