Die Agrarministerin möchte den Schulen 2010 “Bildungsbausteine“ für die Schwerpunkte Ernährung, Finanzen und Internet anbieten.

Berlin. Gesundes Essen, keine Schulden und sichere Daten im Internet: Das soll eine bundesweite Bildungsinitiative für Schüler bringen, die Agrarministerin Ilse Aigner am Donnerstag bei der Eröffnung der Grünen Woche ankündigte. „Wer aus der Schule kommt, sollte nicht nur die vier Grundrechenarten beherrschen, sondern auch das Einmaleins der Verbraucherkompetenz“, sagte die Ministerin in Berlin. Ihr Ministerium werde 2010 den Schulen „Bildungsbausteine“ für die Schwerpunkte Ernährung, Finanzen und Internet anbieten.

Im Mittelpunkt des Eröffnungsabends mit 4.500 Ehrengäste stand das diesjährige Partnerland Ungarn. Auf der weltweit einzigartigen Verbrauchermesse zeigen zehn Tage lang 1.600 Aussteller eine globale Leistungsschau der Land- und Ernährungswirtschaft. Erwartet werden auf dem Messegelände unter dem Funkturm auch in diesem Jahr wieder rund 400.000 Besucher.

Weltweite Klimainitiative der Agrarminister

Noch vor der offiziellen Eröffnung gab es auf der Grünen Woche einen Eklat: Bei einer Vorbesichtigung bekam Aigner am Vormittag gleich kiloweise Kartoffeln vor die Füße geworfen. Mit der Aktion protestierten zwei Aktivistinnen der Umweltorganisation Greenpeace gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Kartoffelsorte Amflora. Die Frauen trugen Dirndl und pirschten sich mit zwei Körben an die Ministerin heran.

Am Rande der Grünen Woche will Aigner am Samstag mit rund 50 Agrarministern den Startschuss für eine weltweite Initiative für mehr Klimaschutz in der Landwirtschaft geben. In Deutschland sei es bereits gelungen, seit 1990 fast zehn Millionen Tonnen an Treibhausgasen wie Methan und Lachgas einzusparen.

Weitere Beiträge zum Klimaschutz könnten die Bauern über moderne Düngungs- und Fütterungsmethoden leisten, erklärte Aigner. Allerdings müsse auch eine ständig wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Eine zugleich klimaneutrale und ausreichende Versorgung aller Menschen sei nur schwer vorstellbar.

Dumpingpreise gehen zur Last der Qualität

Nach der Wirtschaftskrise steige jetzt wieder die Nachfrage nach Agrarprodukten, berichtete Aigner. Deshalb gebe es jetzt die „begründete Hoffnung auf steigende Erzeugerpreise“. Allerdings müssten die Verbraucher auch das Ihre zu fairen Preisen beitragen.

„Wenn in unserem Land nur noch der Preis regiert, geht dies irgendwann zulasten der Qualität und der Verbraucher“, sagte Aigner. „Immer höhere Standards, immer höhere Vielfalt, immer niedrigere Preise – auf Dauer geht das nicht gut.“

Die Ministerin widersprach Berichten, sie habe den Verbrauchern geraten, nicht so viel Fleisch zu essen. „Das war eine wunderschöne Ente“, sagte sie. Sie habe lediglich die Probleme einer Wegwerfgesellschaft problematisiert, erklärte Aigner.

„Vorsichtig bessere Grundstimmung“

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner erwartet für die deutschen Landwirte nach dem „katastrophalen und desaströsen Jahr 2009“ eine leichte Besserung. Zwar gebe es an der „miserablen Lage“ in der Agrarbranche nichts zu deuteln, sagte der Präsident des Deutschen Bauernverbands. Trotzdem erwarte er eine „vorsichtig bessere Grundstimmung im Jahr 2010“.

2009 habe der Durchschnittsbauer einen Einkommensverlust von 24 Prozent hinnehmen müssen, sagte Sonnleitner. Bei den Milcherzeugern sei es sogar ein Minus von 40 bis 50 Prozent gewesen. Dass ein deutscher Landwirt nur noch 2.000 Euro brutto im Monat erwirtschafte, zeige, wie „dramatisch“ die Lage sei. Von den 360.000 Landwirten in Deutschland stiegen jedes Jahr drei bis vier Prozent aus der Agrarproduktion aus.