Der Linken müsste es richtig gut gehen. Bei der Bundestagswahl holte sie zwölf Prozent und liegt auch vor der Wahl in Nordrhein-Westfalen auf Erfolgskurs. Vordergründig ist der Streit zwischen den Ost- und Westverbänden um Richtung und Führung ein Rätsel. Aber in dem innerparteilichen Misstrauen offenbart sich erstmals der Geburtsfehler der Linken: das fehlende vereinende Programm.
Die strukturkonservativen SED-PDS-Funktionäre im Osten passen nicht zu den renitenten Ex-SPD-Anhängern, Gewerkschaftern und versprengten Kommunisten im Westen. Die Linke, will sie weiter vor den Wählern als ernst zu nehmende Akteurin bestehen, muss ihre integrativen Fähigkeiten noch erlernen. Und sie muss entscheiden, was sie sein will: Fundamentalopposition oder Regierungspartei. Den wirklichen Streit - um Programm und Parteiführung - hat sie noch vor sich.