Als finanzpolitischer Held ist Peter Harry Carstensen bisher nicht in Erscheinung getreten. In der Affäre um die HSH Nordbank kann ihm weder Regierungs- noch monetäres Geschick nachgesagt werden. Und vom Land zwischen den Meeren ist sein Schleswig-Holstein zum Land der drei Meere geworden: Hier die Ostsee, da die Nordsee und im selbst verursachten Schuldenmeer sieht der Ministerpräsident sein Gemeinwesen nun versinken. Es sei denn, für die drohenden Ausfälle durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz macht der Bund Kompensationen locker. Ist der Ruf erst ruiniert, lässt es sich unbeschwerter fordern.

Falls ihn die anderen Unions-Ministerpräsidenten nicht an die Spitze der Bewegung geschoben haben, werden sie sich zumindest insgeheim freuen, dass einer die Initiative ergriffen hat. Ein gemeinsames Vorgehen hätte wie eine Fronde gegen die Kanzlerin ausgesehen. Die Folgen nach dem ohnehin holprigen Regierungsstart wären unkalkulierbar geworden. So haben sie die Regierungschefin subtiler in die Zwickmühle gebracht. Hier Carstensen mit seinen Forderungen, da die anderen, die bei einer Extra-Regelung für die Nordlichter mit Zustimmungsverweigerung am Freitag im Bundesrat drohen. Mit anderen Worten: Extrawurst für alle oder wir zerpflücken das Gesetz im Vermittlungsausschuss, und das Steuersenkungsversprechen, das zum Wahlsieg beigetragen hat, ist erst einmal perdu.

Gestern konnte man sich noch nicht auf einen Punkt Mehrwertsteuer für die Länder und ein paar Vergünstigungen für die Kommunen verständigen, weil nach altem Verhandlungsritual bis zur letzten Minute gerungen werden muss, damit alle von der Ernsthaftigkeit des Unterfangens überzeugt sind. Freitag ist Schwurtag - und dann werden wie immer alle Helden sein, weil das Vaterland wieder einmal aus selbst verursachter Misere gerettet wurde.