97 Prozent Zustimmung für den Schmoldt-Nachfolger. Michael Vassiliadis tritt bei der Gewerkschaft IG BCE in große Fußstapfen.
Hannover. Der Neue genießt so viel Zustimmung wie der Alte. Mit 334 von 349 Delegiertenstimmen wählte Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Michael Vassiliadis (45) zum Nachfolger von Hubertus Schmoldt an ihre Spitze. Das entspricht einer Zustimmung von 97,1 Prozent. Allerdings hatte Vassiliadis keinen Gegenkandidaten.
Programmatisch ging Vassiliadis gleich zur Sache. „Wir dürfen uns nicht reduzieren auf eine Art ADAC der Arbeitnehmer, der nur deren unmittelbare Interessen wahrnimmt“, sagte Vassiliadis der Deutschen Presse-Agentur. „Wir müssen als Gewerkschaften heraus aus der Defensive.“ Vassiliadis sagte, er habe Verständnis für Mindestlöhne in bestimmen Branchen vor allem im Dienstleistungssektor, in denen die Gewerkschaften schwach organisiert seien. „Das kann aber auf Dauer nicht das gewerkschaftliche Konzept sein. Unser Ziel muss es sein, das selber zu gestalten, das ist Tarifautonomie.“
Vassiliadis gehört seit 2004 dem geschäftsführenden Vorstand der IG BCE an und leitete seit 1997 das Büro Schmoldts. Schmoldt, der nach zwölf Jahren Amtszeit in den Ruhestand geht, überreichte seinem Nachfolger das Steuerrad, das er 1995 von seinem Vorgänger Hermann Rappe erhielt. Bereits im Vorfeld war der neue Gewerkschaftschef von einem sehr guten Wahlergebnis ausgegangen, auch weil der Wechsel an der IG-BCE-Spitze lange vorbereitet gewesen sei.
Die IG BCE vertritt derzeit die Interessen von rund 690 000 Mitgliedern und ist damit die drittgrößte deutsche Einzelgewerkschaft nach der IG Metall und der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di.