Es kann kein Zufall sein, dass zwei Mediziner beauftragt wurden, das Gesundheitssystem wieder auf solide Füße zu stellen.
Doch diese Herkulesaufgabe wird auch die Verhandlungspartner Ursula von der Leyen (CDU) und Philipp Rösler (FDP) an die Grenze des Machbaren treiben.Schon aus parteitaktischer Gebundenheit werden sie schnell feststellen: Expertentum allein reicht nicht, die Milliardenlöcher bei den Kassen zu schließen und die Versicherten und Patienten nicht allzu sehr bluten zu lassen. Wenn CDU und FDP sich wie die Große Koalition auf ein Kompromisswerk verständigen, geht der Gesundheitsmurks weiter.
Die derzeitige Lage ist klar: 1. Jede Kasse wird künftig Zusatzprämien erheben. Ob die nun so heißen oder direkt vom Gehalt einbehalten werden - der Arbeitnehmer zahlt. 2. Immer mehr Kassen werden fusionieren. 3. Trotz der Ärzte an den Verhandlungsspitzen werden sich die Mediziner auf Honorareinbußen oder Nullrunden einstellen müssen. 4. Viele Patienten bekommen nicht die Medizin, die sie bräuchten, weil aus Kostengründen schleichend rationiert wird.
Deshalb sollte vor der Kontroverse, ob erst Steuergelder in den Fonds fließen oder beim Versicherten direkt abgegriffen wird, die Frage bedacht werden: Wo lässt sich schlau sparen? Mögliche Antworten: Mehrwertsteuer auf Medikamente runter - Nebenwirkung: weniger Staatseinnahmen. Milliardenteure Gesundheitskarte überdenken - Risiko: Technologiefeindlichkeit. Mehr Geld für Behandlung, weniger für Wellness-Kurse der Kassen. Mehr Hausärzte, mehr Einsatz gegen Falschabrechnung und Fangprämien. Solch ein Rezept würde man gern in einem Koalitionsvertrag lesen.