SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier glaubt FDP-Chef Guido Westerwelle nicht und erinnert an frühere Koalitionen der beiden Parteien.
München. „Es wird keine Ampel geben“, sagte Liberalen-Chef Guido Westerwelle - und schloss damit eine Koalition der FDP mit SPD und Grünen nach der Bundestagswahl aus. Das klingt eindeutig, doch nicht jeder ist von diesem Satz überzeugt. Zum Beispiel SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. Er zweifelt am Nein der FDP zu einer Ampelkoalition. „Natürlich legen die Liberalen jetzt Liebesschwüre für eine schwarz-gelbe Koalition ab. Aber ich bleibe da gelassen. Die Erfahrung lehrt doch, dass Fragen von Koalitionen erst am Wahltag ab 18.01 Uhr ernsthaft bewertet werden“, sagte Steinmeier dem „Focus“.
Für FDP-Chef Guido Westerwelle sei die Festlegung auf Schwarz-Gelb „eine Frage der Wählermobilisierung. Seine Sorge wird sein, dass mit einem Offenhalten der Koalitionsfrage wieder viel von der FDP wegschwimmt.“ Steinmeier erinnerte an die langjährige Zusammenarbeit von SPD und FDP in früheren Koalitionen. „Die FDP von heute ist nicht mehr dieselbe, aber Schnittmengen sind geblieben. Im Bereich der Außenpolitik liegen sie auf der Hand, mit Hans-Dietrich Genscher telefoniere ich häufig und gern. In der Frage der Bürgerrechte gilt das auch. In der Wirtschafts- und Sozialpolitik sind wir auseinander.“
Die SPD wolle im Zweifel einer Ampel-Koalition Vorrang vor einer Neuauflage der großen Koalition geben, betonte Steinmeier: „Große Koalitionen sollten die Ausnahme bleiben. Sie bergen immer das Risiko, dass die Ränder im Parteienspektrum gestärkt werden. Zweitens: Wir haben vier Jahre mit der CDU/CSU regiert. Ich stehe nicht an, diese Zeit schlecht zu reden. Aber insgesamt sind wir unter unseren Möglichkeiten geblieben.“