Wenn im November sein zweites Kind zur Welt kommt, plant er eine Auszeit. Cem Özdemir: „Es hat eine Weile gebraucht, bis meine Eltern kapiert haben, dass die Grünen eine legale Partei sind.“
Hamburg/Berlin. Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, wird nach der Geburt seines zweiten Kindes im November möglicherweise Vätermonate nehmen. „Ich erwäge ernsthaft, in Elternzeit zu gehen“, sagte Özdemir im Interview des Hamburger Abendblatts. Das sei nicht so einfach als Parteivorsitzender. „Aber ich überlege mir das trotzdem.“ Das Kind solle „nicht ohne Vater aufwachsen“, fügte er hinzu. „Ich habe den Anspruch, meine kleine Tochter jeden Tag zu sehen.“
In dem Interview, in dem Özdemir offen über sein Privatleben sprach, bekannte er sich dazu, nicht zu twittern. „Die Welt ist verseucht von langweiligen Twitterern. Und als Parteivorsitzender kann ich gar nicht spannend twittern“, sagte er. „Als Parteivorsitzender muss ich in der Öffentlichkeit jedes Wort auf die Goldwaage legen, alles wird sofort unter die Lupe genommen – da geht das nicht.“
Özdemir erzählte auch, seine Eltern hätten anfangs große Probleme mit seiner Grünen-Mitgliedschaft gehabt. „Es hat eine Weile gebraucht, bis meine Eltern kapiert haben, dass die Grünen eine legale Partei sind“, sagte er. Die Grünen hätten in den Achtzigerjahren „ein zwiespältiges Image“ gehabt, sagte er. „Das sind die Hippies, die kiffen alle, Gruppensex – und wer weiß, was die noch so alles machen. Meine Eltern hatten einfach höllisch Schiss, dass ich eines Tages von der Polizei abgeholt werde und man bei mir Rauschgift findet.“
Das Interview wurde im Rahmen der Abendblatt-Reihe „Klassenfahrt zu ...“ von Schülern des Hamburger Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums geführt.