Er lächelte brav, obwohl er wirklich nichts zu lachen hat: Als Frank-Walter Steinmeier vor die Kameras trat, hatten die Wähler in Thüringen und im Saarland gerade den Weg für rot-rote Bündnisse frei gemacht.
Die muss der Kanzlerkandidat, der mit Schröder Hartz IV erfunden hat und als einer der wenigen Sozialdemokraten noch für wirtschaftliche Vernunft steht, nun gut finden, obwohl er sie im Bund ablehnt. Das glaubwürdig zu vertreten, ist seine wenig vergnügungssteuerpflichtige Aufgabe im Bundestagswahlkampf, der damit heute erst so richtig beginnt.
In Thüringen müssen Steinmeiers in den vergangenen Wochen so gebeutelten Sozialdemokraten die Linkspartei dazu bringen, auf den Posten des Ministerpräsidenten zu verzichten, obwohl sie die SPD deutlich geschlagen hat. Alles andere wäre Wortbruch, denn einen Ministerpräsidenten der Linken mitzutragen hat die SPD ausgeschlossen. Bliebe die Flucht in die Große Koalition - das Bündnis, das Steinmeier in Berlin aufkündigen möchte. Ein riskantes Experiment.
In Sachsen muss Steinmeier schnell seinen eigenen Satz von gestern Abend vergessen, dass Schwarz-Gelb in der ganzen Bundesrepublik nicht gewollt sei, denn dort wird CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich mit der FDP regieren - und nicht mehr auf die SPD angewiesen sein. Ein Triumph fühlt sich anders an.
Und im Saarland hat die SPD deutlich verloren, kann aber womöglich regieren, weil ausgerechnet ihr Lieblingsfeind Oskar Lafontaine mit der Linkspartei ein Riesenergebnis hingelegt hat. Hier, im vermutlich ersten rot-rot-grün regierten Bundesland im Westen, haben die Wähler auch das Ergebnis geschaffen, das über den Tag hinaus bedeutsam sein wird: Für die SPD ist Rot-Rot allem Anschein nach das einzig Erfolg versprechende Zukunftsbündnis. Rot-Rot ist ihre Mehrheitschance und Machtoption, in den Ländern und im Bund. Dann aber ist Steinmeier der falsche Kandidat. Und Deutschland auf dem falschen Weg.