Wie schön für Frau Merkel. In den Umfragen hat sie einen so hohen Vorsprung vor ihrem Herausforderer wie kein Spitzenkandidat seit Einführung solcher Erhebungen.
Also alles klar für die Kanzlerin und ihren Wahlverein Union?
So einfach ist das nicht. Der immense Vorsprung ist der Blässe von Frank-Walter Steinmeier geschuldet. Den könnte man für den Rest des Wahlkampfes auf die politische Sonnenbank legen, Farbe bekäme er nicht. Der Mann ist zwar ein kluger Kopf, aber einfach kein Wahlkämpfer. Holzen wie einst Schröder liegt ihm nicht - und würde vom Wähler auch kaum honoriert. Schließlich haben er und Merkel gemeinsam so an den Profilen ihrer Parteien gehobelt, dass sie kaum noch zu unterscheiden sind.
Nicht nur deswegen dümpelt die Union trotz der überragenden Umfragewerte ihrer Kanzlerin in etwa in der Höhe ihres letzten Bundestagswahlergebnisses. Noch glauben offenbar viele Wähler an ein einfaches "Weiter so". Schon ahnen viele Menschen in den Betrieben, dass es eben nicht einfach weiter so gehen wird - wenn der Staat sparen muss, um die Milliarden für Banken- und Konjunkturprogramme auch zu finanzieren. Und auch den Besserverdienenden schwant schon, dass die Versprechen von Steuersenkungen nichts als Wolkenschieberei sind. Wenn Frau Merkel am 27. September als Erste die Ziellinie erreicht, kann es für sie und die Union ganz schnell zu einem Pyrrhussieg werden. Spätestens, wenn dann die bitteren Pillen verabreicht werden müssen, könnte die Wähler-Stimmung ganz fix kippen. Frank-Walter Steinmeier, einer der Väter von Schröders Hartz-Reformen, weiß noch zu gut, wie danach Landtagswahlen gleich reihenweise verloren gingen. Die SPD hat sich davon nicht wieder erholt. Der CDU steht das, womöglich, noch bevor.