Lange Schlangen bei Fachärzten und Spezialisten, junge Leute wollen sich dem Stress des Arztberufes nicht mehr unterwerfen. Und viele Mediziner zieht es ins Ausland. Ärztekammer-Vize Montgomery warnt vor schlechter Versorgung, wenn die Politik nicht gegensteuert.
Hamburg/Berlin. Der Mann wird Monty genannt und er steht auf für die Interessen seiner Kollegen und stellt sich dem Sturm von Krankenkassen, Politikern und Verbänden. Der Hamburger Radiologe Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer, prophezeit längere Wartezeiten und eine schlechtere Versorgung von Patienten.
"Wir bewegen uns auf eine Wartelisten-Medizin zu", warnte Montgomery. Der Ärztemangel entwickele sich dramatisch. Dabei stieg die Zahl der Mediziner von 1991 bis 2008 um über 30 Prozent. Allerdings stieg auch die Nachfrage nach Behandlungen. Denn Deutschland überaltert, die Menschen leben länger und brauchen mehr Medizin. Die Folge seien außerdem eine ausgedünnte ambulante Versorgung in ländlichen Gebieten und Engpässe bei Fachärzten und Spezialisten.
Dafür trägt die Politik die Verantwortung, wenn man Montgomery folgt. Die Krankenhäuser sollten deshalb mehr Stellen zur Verfügung stellen und diese besser dotieren. In den Kliniken seien in vielen Abteilungen 20 bis 50 Prozent der Stellen unbesetzt.
Dass auch die Praxisärzte von insgesamt weniger Honoraren leben müssen, kommt dazu. Doch das ist schlecht verteilt, wie erst der Honorarstreit belegt hat, den die Politik jetzt abmildern geholfen hat.
"Es ist nicht immer nur das Geld", sagte Montgomery. Es seien die Überstunden, die Bürokratie, das Drumherum in der Gesundheitsbranche. Über 3000 Ärzte hätten 2008 Deutschland verlassen, nur 1350 Ärzte seien nach Deutschland gezogen. In Schweden beispielsweise hätten Ärzte genau bestimmte Arbeitszeiten. Außerdem würden schwedische Arbeitgeber versuchen, auch den Ehepartnern deutscher Ärzte Arbeitsmöglichkeiten zu verschaffen.