Wie macht man eigentlich in Zeiten einer globalen Krise Wahlkampf? Gute Frage, würden wohl die PR-Strategen der Parteien sagen. Was im Klartext...

Wie macht man eigentlich in Zeiten einer globalen Krise Wahlkampf? Gute Frage, würden wohl die PR-Strategen der Parteien sagen. Was im Klartext bedeutet - keine Ahnung. Und deshalb machen sie es wie immer.

Die SPD prescht vor - mit ihrem üblichen Sammelsurium aus einer "Reichensteuer", wobei das Reichsein schon beim Gutverdienen beginnt; einem Steuerbonus von 300 Euro für Normalverdiener, der angeblich eine Generalüberholung des Steuerdschungels überflüssig machen soll, einer Senkung des Eingangssteuersatzes und so fort.

Was aus dem Standardprogramm diesmal fehlt, ist die Forderung nach der Wiedereinführung der Vermögenssteuer. Das wollte der Spitzenkandidat nicht. Womit wir beim nächsten Problem wären. Frank-Walter Steinmeier vermochte zwar gestern im Berliner Tempodrom den handverlesenen eigenen Anhang zu begeistern. In Umfragen aber liegt er weit hinter der Kanzlerin zurück. So startet die SPD mit einem blassen Kandidaten und einem Programm, das den kleinsten gemeinsamen Partei-Nenner darstellt - mehr nicht.

Der Blick hinüber zur Union stimmt nicht fröhlicher. Von den einst im Kanzleramt ersonnenen weichen Themen wie Bildung ist nicht viel geblieben. Nun durfte das Publikum einen zaghaften Versuchsballon zur Abschaffung des Solidaritätszuschlages bewundern. CDU-Generalsekretär Pofalla bemüht sich, einen Lagerwahlkampf heraufzubeschwören. Die Kanzlerin schweigt und wartet ab.

Zum Auftakt des Superwahljahrs mitten in der Superkrise halten die Protagonisten das Herumfummeln an Steuersätzen schon für Heldentaten. Dabei haben die Wähler ein Recht darauf zu erfahren, wie ihre Politiker nach den milliardenschweren Paketen zur Banken- und Wirtschaftsrettung die Normalbürger durch die Krise bringen wollen.