2007 wurde er rechtskräftig verurteilt. Heute hat er in Saarbrücken einen großen Auftritt. Hier geht’s zur Bildergalerie.
Hamburg. Fast genau 22 Monate ist es her, dass Peter Hartz aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwand. Am 25. Januar 2007 verurteilte ihn das Landgericht Braunschweig wegen Untreue und Begünstigung in der VW-Affäre zu einer hohen Geldstrafe und zwei Jahren auf Bewährung. Seine Nähe zu Prostituierten war dabei ans Licht gekommen. Seitdem ist der ehemalige VW-Personalvorstand eigentlich nur noch als Name für die nach ihm benannten Arbeitsmarktgesetze Hartz I bis IV präsent. Der 67-Jährige selbst lebt zurückgezogen in seiner Heimat, dem Saarland.
Heute jedoch wird er genau dort auf eine öffentliche Bühne zurückkehren. Die Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Bundesagentur für Arbeit stellt ein von Hartz mit Wissenschaftlern erarbeitetes Konzept zur besseren Integration von Langzeitarbeitslosen in den Arbeitsmarkt vor. Es soll als Pilotprojekt auf lokaler Ebene der Arge Saarbrücken für diejenigen, die sehr "beschäftigungsfern" sind, getestet werden, wie Erik Harms, der Sprecher der Regionaldirektion gestern sagte.
In Berlin rief die Rückkehr des verurteilten Arbeitsmarktexperten Erstaunen hervor. "Herr Hartz ist angesichts seiner Vorgeschichte der Letzte, der mir als Motivationstrainer für Langzeitarbeitslose einfällt", sagte der FDP-Generalsekretär Dirk Niebel dem Abendblatt. "Das Saarland sollte sich als Experimentierfeld für falsche Heilsbringer zu schade sein."
Als Heilsbringer hatte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder 2002 Peter Hartz tatsächlich präsentiert. Der Manager, der mit unkonventionellen Ideen seit Jahren beim Wolfsburger Autokonzern für eine erfolgreiche Personalpolitik gesorgt hatte, sollte Deutschlands starren Arbeitsmarkt modernisieren und die Arbeitslosenzahl reduzieren. "Ich bin überzeugt, wir schaffen das", verkündete der charismatische grauhaarige Herr und leitete die 15-köpfige "Hartz-Kommission" zur Reform der Bundesanstalt für Arbeit. Damals waren 4,3 Millionen Menschen ohne Job.
Schröder war überzeugt, dass Hartz' Radikalkur langfristig Erfolge zeigen würde, dass sie aber auch die SPD und ihre Anhänger spalten würde, ahnte er nicht. Hartz IV, die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe, ließ die Montagsdemonstrationen wieder aufleben. Zehntausende gingen auf die Straße. Die Partei Die Linke wuchs daraus.
Doch es war nicht das, was zum Karriere-Absturz von Peter Hartz führte. Im Juni 2005 kochte die VW-Affäre hoch. Wenige Wochen später trat Hartz als VW-Personalvorstand zurück. Die Sonderbonizahlungen und ausschweifenden Reisen mit Besuchen bei Prostituierten von VW-Betriebsratschef Klaus Volkert liefen über ein von Hartz verwaltetes Konto. Im späteren Strafprozess gegen Volkert geht das Gericht davon aus, dass auch Hartz bei Prostituierten gewesen sei.
Diese Affäre haftet bis heute an ihm, und sie hat ihn einsam gemacht, wie es aus seinem Umfeld heißt. Er pflegt seine kranke Frau und arbeitet in einer von ihm gegründeten Unternehmensagentur im Saarland.
Doch das Ziel, den Arbeitsmarkt zu reformieren, lässt ihn nicht los.