FRANKFURT. Das "Unwort des Jahres" 2007 heißt "Herdprämie". "Das Wort diffamiert Eltern, insbesondere Frauen, die ihre Kinder zu Hause erziehen, anstatt einen Krippenplatz in Anspruch zu nehmen", begründete der Sprecher der unabhängigen Jury aus Sprachexperten, Prof. Horst Dieter Schlosser, gestern die Entscheidung in Frankfurt am Main. Die sechs Juroren hätten ein "ganzes Wortfeld" ausgemacht, das diese Diffamierungsabsicht deutlich werden lasse. Beispiele seien "Aufzuchtprämie", "Gluckengehalt" und "Schnapsgeld".
Auf Platz zwei setzte die Jury das Wort "klimaneutral". Mit dem Begriff werde versucht, "für eine Ausweitung des Flugverkehrs oder eine Steigerung anderer CO2-haltiger Techniken zu werben, ohne dass dabei deutlich wird, wie diese Klimabelastungen ,neutralisiert' werden sollen". Die Juroren rügten zudem die Formulierung des Kölner Kardinals Joachim Meisner aus einer Predigt, nach der Kunst und Kultur "entarten", wenn sie ihre religiöse Bindung verlieren. "Entartete Kunst" war ein NS-Schlüsselbegriff, mit dem missliebige Künstler und ihre Werke diffamiert und "beseitigt" wurden.
Der Begriff "Herdprämie", den die Gesellschaft für deutsche Sprache auf Platz zwei der Wörter des Jahres 2007 gesetzt hatte (nach Klimakatastrophe), setzte sich gegen 968 andere Vorschläge durch. Der Begriff war bereits unter anderem im Sommer vom Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann als "Kampfwort" kritisiert worden. Wer die Wortschöpfung zum ersten Mal gebraucht hat, konnte die Unwort-Jury nicht feststellen. Der Begriff aus dem politischen Streit über ein Betreuungsgeld für Eltern, die ihre Kinder ausschließlich zu Hause erziehen, sei aber oft gefunden worden. Insgesamt hatten sich 1760 Einsender beteiligt.