Kommentar

Erfolge, endlich Erfolge. Nach jahrelangen PISA-Schocks können vor allem Schüler und Lehrer auf die guten Ergebnisse beim internationalen Bildungsvergleich zu Recht stolz sein. Sie haben gelernt, geackert und gearbeitet. Natürlich klopfen sich auch die Bildungspolitiker zufrieden auf die Schultern. Sie haben in den vergangenen Jahren deutsche Schulsysteme wild durcheinandergewirbelt und nach den oft hektischen und übereilten Reformen einen Erfolg bitter nötig. Was aber ist er eigentlich wert?

PISA steht für einen Wust von Daten und Vergleichen, über die selbst die betroffenen Lehrer oft keinen Überblick mehr haben. Die auf viele Jahre angelegte PISA-Studie ist so komplex, dass nicht selten auf die Schnelle Äpfel mit Birnen verglichen werden.

Dennoch wurde PISA zur Messlatte für Bildung hochstilisiert. Ob die Konkurrenz dabei überhaupt in der gleichen Liga spielt, ist nur schwer auszumachen. Das viel gepriesene Finnland, seit Jahren Studiengewinner, hat mit nur 5,2 Millionen Einwohnern und dem geringsten europäischen Ausländeranteil von etwa zwei Prozent ganz andere Bildungsvoraussetzungen als Deutschland mit 82,4 Millionen Einwohnern und einem Ausländeranteil von 8,8 Prozent.

Die Wirklichkeit in deutschen Klassenzimmern ist trotz erheblicher Bildungsanstrengungen noch immer unbefriedigend: Überfüllte Klassenräume, ausgefallene Stunden, überquellende Lehrpläne. PISA droht genau das alles zu überdecken.

Vorsichtig also mit übereilter Zufriedenheit. PISA war ein Weckruf, der den Stellenwert für Bildung endlich wieder angehoben hat. Doch im Wettbewerb um die guten Vergleichsergebnisse drohen zu viele Schüler auf der Strecke zu bleiben. Sie mitzunehmen wird die Kraftanstrengung der Zukunft. Und das bedeutet vor allen Reformen eines: mehr Lehrer an die Schulen.