Die milliardenschweren Quandts (Varta, BMW) gehören zu den letzten deutschen Familien, die sich bislang geweigert haben, ihre Unternehmensgeschichte während der Nazi-Zeit wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. "Wir müssen endlich mal versuchen, das zu vergessen", meinte Sven Quandt noch indigniert in der Dokumentation "Das Schweigen der Quandts", die die ARD am 30. September zeigte - unangekündigt, um eine Verhinderung auszuschließen (Wiederholung: am 22. November). Dieser Film von Eric Fiedler und Barbara Siebert hat aber offenbar bewirkt, dass die Familie jetzt bereit ist, sich unbequemen Tatsachen zu stellen. Etwa dass sie ihr Vermögen unter anderem dem massiven Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen verdankt. Man sei "bewegt", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung der Erben, und werde nun einen Historiker mit einem Forschungsprojekt beauftragen.
Daimler-Benz, Volkswagen und Deutsche Bank machten Mitte der Neunzigerjahre den Anfang. Degussa, Bertelsmann oder Dresdner Bank brauchten zehn Jahre länger. Inzwischen ist Historisch-Kritisches über die Krupps, die Flicks und die Reemtsmas erschienen. Oft sorgte erst massiver Druck von außen für ein Ende des Schweigens. An einem Herrenreiter wie Josef Neckermann prallten alle Aufforderungen zur Selbstkritik ab: Thomas Veszelits' Buch "Die Neckermanns" erschien dreizehn Jahre nach seinem Tod. Hertie, Thyssen und Quandts gehören zu den Letzten, die sich ihrer NS-Vergangenheit noch nicht gestellt haben.