HAMBURG. Als Hoffnungsträger vom schwedischen Vattenfall-Chef Lars G. Josefsson 2001 an die Spitze des deutschen Vattenfall-Ablegers geholt, muss er jetzt - auf Druck von genau diesem Josefsson - nach der beispiellosen Pannenserie in den Vattenfall-Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel seinen Posten räumen. Für Klaus Rauscher (58), in seinen Jobs immer erfolgsverwöhnt, dürfte dieser Abgang die schlimmste Niederlage seines beruflichen Lebens bedeuten.
Dabei hat Rauscher in seiner Karriereplanung immer alles richtig gemacht. Als promovierter junger Jurist ging er 1975 in das Bayerische Staatsministerium und brachte es unter Ministerpräsident Max Streibl sogar zum Leiter der Staatskanzlei. 1991 wechselte er zur Bayerischen Landesbank, wo er 1992 Vorstandsmitglied wurde.
Ein Banker mit politischen Kontakten und Gespür war 2001 für Josefsson der richtige Mann, um nach der Liberalisierung des Strommarktes für Vattenfall einen deutschen Energieriesen zu schmieden. Mit HEW (Hamburg), Bewag (Berlin) sowie den ostdeutschen Konzernen Veag und Laubag bildete Rauscher das Unternehmen Vattenfall Europe und verhalf den Schweden zum viertgrößten deutschen Energiekonzern. Wegen dieser Leistung wurde der Bayer, der sich gern als "gelernter Bürokrat" bezeichnet, sogar zum "Energiemanager des Jahres 2005" gekürt.
Doch die zunehmende Macht und der ungebrochene Erfolg könnte zuletzt Rauschers Instinkte getrübt haben. Nach den Pannen in Krümmel und Brunsbüttel sah er lange Zeit keine Versäumnisse bei sich und in seinem Unternehmen. Anders als Rauscher hat Josefsson schnell erkannt, dass er auf den wachsenden politischen Druck reagieren muss und Rauscher - entgegen der offiziellen Darstellung eines freiwilligen Rücktritts - zu diesem Schritt gedrängt.