Das Sozialministerium hat die Fälle entsprechend ihrer Schwere geordnet. Prüfungen laufen.
KIEL. Ganze 141 Seiten ist die Mängelliste der Periodischen Sicherheitsüberprüfung dick, auf der penibel alle Defizite am Kernkraftwerk Brunsbüttel auflistet sind. Hunderte Einträge sind in einer Tabelle aufgeführt und je nach Schwere des Sicherheitsdefizits rot, gelb, grün oder blau markiert. Rot steht für einen Mangel der Kategorie eins und muss umgehend beseitigt werden. Blau für einen Mangel der Kategorie vier, zu dessen Beseitigung der Betreiber Vattenfall langfristig verpflichtet ist. Eigentlich wollte Vattenfall diese Liste geheim halten. Doch nach der Pannenserie in den Kernkraftwerken Brunsbüttel und Krümmel wurde der Druck zu groß. Seit gestern kann nun jeder die Liste unter der Internetadresse www.sozialministerium.schleswig-holstein.de vom für die Atomaufsicht zuständigen schleswig-holsteinischen Sozialministerium einsehen.
Im Jahr 2001 fand eine Sicherheitsanalyse des Kernkraftwerks Brunsbüttel statt, durchgeführt von der Reaktoraufsicht und unabhängigen Sachverständigen. Die Experten erstellten eine Liste mit sogenannte offenen Punkten. Das sind Prüffragen, die vom Betreiber beantwortet werden müssen.
Nach Angaben des Sozialministeriums waren bis zum 30. Juni 2006 noch 707 Mängel aus den Kategorien zwei bis vier gelistet. Offene Punkte der Kategorie eins, das heißt Sicherheitsdefizite, die umgehend beseitigt werden müssen, waren nicht darunter. Für die Beseitigung von 185 Mängeln der Kategorie zwei wurden laut Sozialministerium vom Betreiber inzwischen Nachweise eingereicht. Davon wurden etwa 100 von den Gutachtern positiv bewertet. In den übrigen Fällen wird noch geprüft, ob die Sicherheitsdefizite tatsächlich beseitigt wurden. Das Verfahren soll bis September abgeschlossen sein.
Nach Auskunft der Deutschen Umwelthilfe (DUH) wurden in allen Kernbereichen der Reaktorsicherheit Mängel gefunden. Dazu zählen nicht erbrachte Bruchsicherheitsnachweise im Rohrsystem, Werkstoffprobleme, Mängel in der Elektro- und Leittechnik sowie die Verwundbarkeit gegen Terroranschläge. Weil für einen Laien die in der Liste aufgeführten Sicherheitsdefizite nur schwer verständlich sind, sollen die Informationen jetzt "übersetzt" werden. "Wir haben die Liste, so schnell es uns möglich war, ins Netz gestellt", sagte Sozialministerin Gitta Trauernicht dem Abendblatt. "Weiterführende Informationen und Erklärungen liefern wir umgehend nach." Wie oft die Liste bereits heruntergeladen wurde, konnte das Ministerium nicht sagen.