Kommentar

Freundschaft muss belastbar sein. Das hat sich wohl George W. Bush gedacht, als er seiner Freundin und Kollegin Angela Merkel kurz vor dem G-8-Gipfel seinen eigenen Klima-Vorschlag servierte. Dieser Plan hat mit den Ideen der Kanzlerin wenig zu tun. Aber diese schluckt tapfer und spricht diplomatisch darüber, dass durch die intensive Beschäftigung mit diesem Thema Bewegung entstanden sei.

Bushs Klima-Initiative hat Merkel und ihrem Stab einen riesigen Felsbrocken in den Weg nach Heiligendamm geräumt. Die Kanzlerin will verbindliche Ziele unter dem Dach der Uno, und zwar jetzt, Bush eine Einigung zwischen einzelnen Staaten und erst Ende nächsten Jahres. Deutschland favorisiert tatsächliche Energie-Einsparungen, die USA wollen technische Veränderungen. Merkels Berater Pfaffenbach schließt schon ein Scheitern beim Thema Klima in Heiligendamm nicht mehr aus.

Nun ist es durchaus üblich, dass vor internationalen Zusammenkünften wie G 8 in Heiligendamm die Trauben hoch gehängt werden, damit die Dramaturgie eines Gipfels gewahrt bleibt. Wäre vorher alles schon festgezurrt und würde von den Politikern nur noch abgenickt, dann würde noch mehr über den Sinn solcher Veranstaltungen sinniert werden.

Jetzt kommt es wieder einmal auf Angela Merkel persönlich an. Bisher ist sie bescheiden, freundlich und pragmatisch aufgetreten, hat sich als gute Zuhörerin erwiesen und doch beharrlich-hartnäckig ihre Anliegen verfolgt und vorgebracht. Bei der EU hat sie damit schon einige Erfolge erzielt, George W. Bush war bisher von ihr begeistert. Und ob er und seine sechs männlichen Kollegen der einzigen Dame in ihrem Kreis, die dann auch noch die Leitung des Ganzen inne hat, unhöflich den Auftritt verderben wollen, darf bezweifelt werden. Aber fraglich könnte auch das Ergebnis von Heiligendamm sein: Fauler Kompromiss oder wirklicher Fortschritt - in einer Woche wissen wir mehr.