Ein Mann des Energieriesen Gazprom als Kreml-Chef, Machtkampf mit Georgien und politische Ränke mit der EU, Gas-Stopp für die Ukraine und die angeschlossenen Länder – und hinter allem soll der russische Ministerpräsident Wladimir Putin (56) stecken. Hat so ein Mann einen Orden verdient? Die Sachsen meinen: ja. Hier sehen Sie Bilder von dem russischen Patriarchen.
Berlin/Dresden. Heute Abend erhält Putin, der seit Mittag auf Deutschland-Visite ist, den Orden "Adverso Flumine" für seine Bemühungen um den deutsch-russischen Kulturaustausch. Er wird ihm vom Ballverein der Semperoper in Dresden verliehen und ist als "Sächsischer Dankorden" deklariert. "Es ist aber kein Orden des Freistaates, sondern der Dankorden des Vereins", sagte eine Sprecherin der sächsischen Landesregierung.
Aber: Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hält die Laudatio auf den Preisträger, der fließend Deutsch spricht. Putin lebte von 1985 bis 1990 mit seiner Familie in Dresden und arbeitete für den sowjetischen Geheimdienst KGB. Er soll 1989 zu Wendezeiten Demonstranten von der Erstürmung der KGB-Zentrale abgehalten haben.
Heftige Kritik kam von der Gesellschaft für bedrohte Völker: "Der russische Ministerpräsident hat keine Auszeichnung verdient", teilte die Gesellschaft mit. In ihrer Erklärung verwiesen die Menschenrechtler auf den Krieg in der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Dort sei Putin für den Tod von rund 80.000 Kindern, Frauen und Männern seit 1999 verantwortlich. Nach Ansicht der Menschenrechtler ist Putin auch für einen zunehmenden Rassismus in seinem Land sowie für die Blockade von Uno-Initiativen zur Beendigung der Gewalt in der westsudanesischen Konfliktregion Darfur verantwortlich.
Am Nachmittag lustwandelte Putin auf der Grünen Woche in Berlin neben der neuen Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU). Sie im grünen Dirndl, er im Anzug mit der gewohnten roten Krawatte der Weltenlenker. Russland ist das größte Ausstellerland und ein wichtiger Absatzmarkt für deutsches Fleisch. Wann es dafür im Gegenzug wieder Gas gibt, war am Nachmittag noch nicht klar.