Vor einem Jahr hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries das Unterhaltsrecht reformiert. Mit dem gestrigen BGH-Urteil hat es den ersten...
Vor einem Jahr hat Bundesjustizministerin Brigitte Zypries das Unterhaltsrecht reformiert. Mit dem gestrigen BGH-Urteil hat es den ersten juristischen Test bestanden.
Der Mann verdient das Geld, die Mutter versorgt die Kinder - diese Rollenverteilung gerät ins Wanken. Immer mehr Frauen und Männer wünschen sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Junge Frauen sind gut ausgebildet, sie wollen arbeiten. Männer möchten für ihre Kinder da sein und dafür im Job aber nicht abgehängt werden. Die Politik unterstützt den Wandel, Familienministerin Ursula von der Leyen möchte den Rechtsanspruch auf Kindergartenplätze für Einjährige einführen. Aber für die Verankerung des neues Familienbildes braucht es langfristig mehr als ein Gerichtsurteil: flexible Arbeitnehmer und Arbeitgeber, Kinderbetreuung entsprechend den Arbeitszeiten der Eltern, Hortplätze und Ganztagsschulen, moderne Väter und die Streichung des Wortes "Rabenmütter", eine reformfreudige und aufgeschlossene Gesellschaft.
Der Beschluss der Karlsruher Richter ist eine Investition in die neue Familie. Es ist richtig, dass Frauen sich jetzt früher als bisher wieder um einen Arbeitsplatz kümmern müssen. Birgt das doch auch die Chance, eher der Abhängigkeit des Ex-Partners zu entkommen und selbst fürs Alter vorsorgen zu können. Nach diesem Urteil müssen geschiedene Mütter davon Abschied nehmen, dass das einst gegebene Jawort und der gemeinsame Nachwuchs auch nach einer Scheidung eine komfortable finanzielle Situation auf Kosten des Ex-Partners garantieren.
Viele Männer werden sich freuen, dass sie ihren Ex-Frauen keinen Betreuungsunterhalt zahlen müssen und sich eine zweite Familie leisten können. Das war bisher für viele ein finanzieller Kraftakt.
Das Urteil ist eine wichtige Etappe. Das Ziel ist aber noch lange nicht erreicht.