Olaf Scholz spricht, Kris von Revolverheld singt - Hamburg sagt Nein zu Neonazis
Hamburg. Eine Stadt steht auf. Zehntausende Hamburger werden an diesem Sonnabend auf dem Rathausmarkt zu einer der bislang größten Aktionen gegen den Rechtsradikalismus in Deutschland erwartet. Das Motto: Hamburg bekennt Farbe.
Um 11 Uhr startet das Programm nach der Begrüßung von NDR-Moderatorin Julia Niharika Sen mit Rap der HipHop Academy. Nach einer Kurzlesung mit Harry Rowohlt spricht gegen 11.40 Uhr Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). Um 12 Uhr heißt es dann: Der Rathausmarkt wird bunt - eine große Mitmachaktion. Nach einer Ansprache von Bischöfin Kirsten Fehrs rockt um 12.25 Uhr Abi Wallenstein. Für 13.20 Uhr ist Rapper Fayzen angekündigt, anschließend gibt es eine Gesprächsrunde mit Kulturschaffenden und Sportlern, unter ihnen Boxer Alexander Dimitrenko. Mit viel Musik geht es am Nachmittag weiter: Nacheinander treten auf: Mo Trip (14.05 Uhr), Kris von Revolverheld (14.45 Uhr), der Frauenchor der alevitischen Gemeinde (15.40 Uhr), die Kente Group (16.05 Uhr) und die bolivianische Tanzgruppe Awayu (16.20 Uhr). Auch die Holocaust-Überlebende Esther Bejarano tritt auf (15.50 Uhr). Auf mehreren Info-Meilen geben Verbände, Parteien, Behörden und gesellschaftliche Gruppen Auskunft über die zunehmende Gefahr durch Rechtsradikale.
Mit einem Großaufgebot versucht gleichzeitig die Polizei, in Wandsbek Zusammenstöße zwischen demonstrierenden Neonazis und linksautonomen Gruppen zu verhindern. Insgesamt sind rund 4000 Beamte mit Wasserwerfern und Panzerfahrzeugen im Einsatz.
Um 12 Uhr soll die Kundgebung der Rechtsradikalen an der Kreuzung Pappelallee/Hammer Straße beginnen. Polizei und Veranstalter rechnen mit 1000 Teilnehmern. Mehrere Hundert von ihnen gelten als gewaltbereit. Nach Schätzungen werden etwa 3500 Gegendemonstranten in Wandsbek sein, von denen 1500 dem gewaltbereiten Spektrum zuzuordnen sind. Ihr erklärtes Ziel ist es, den Aufmarsch der Rechtsradikalen zu stoppen, und dies nicht nur mit angekündigten Sitzblockaden. Die Polizei befürchtet, dass Kleingruppen möglichst dicht an die Rechtsradikalen herankommen wollen und dabei auch gewaltsam vorgehen. Fraglich ist, ob die Rechtsradikalen ihre Marschroute (Bärenallee, Hammer Straße, Brauhausstraße, Eilbeker Weg, Wagnerstraße, Eilenau, Eilbektal, Friedrichsberger Straße, Eilbeker Weg, Brauhausstraße, Hammer Straße) absolvieren können. Wenn die Polizei die Lage vor Ort als zu gefährlich einschätzt, kann der Einsatzleiter verfügen, dass nur eine verkürzte Route angetreten oder eine stationäre Kundgebung abgehalten werden darf.
Freitagmorgen verteilte die Polizei an der vorgesehenen Demo-Route Handzettel an die Anwohner: Es werde zu starken Beeinträchtigungen kommen, jeder sollte einen Ausweis dabei haben, weil mit Kontrollen zu rechnen sei. Auch Autofahrer sollten die Innenstadt und den Großraum Wandsbek meiden, rät die Polizei. Informationen über Staus und Fragen zum Geschehen in Wandsbek beantworten die Beamten am Sonnabend unter der Telefonnummer 42 86 56 565.
Dossier zum Rechtsradikalismus im Umland www.abendblatt.de/stormarn