Der ehemalige Augsburger Bischof soll einen Jungen sexuell missbraucht haben. Der Papst hat soeben seinen Rücktritt angenommen.
Hamburg/Augsburg. Millionen Christen sind entsetzt: Inmitten der Aufklärungsbemühungen in den zahllosen Missbrauchsfällen erschüttert ein ungeheuerlicher Verdacht gegen den katholischen Augsburger Bischof Walter Mixa erneut das Vertrauen in die Kirche. Als erster deutscher Bischof muss sich Mixa dem Vorwurf des sexuellen Kindesmissbrauchs stellen.
Jetzt hat der Vatikan reagiert: Sonnabendmittag nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch Mixas an.
Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt nahm Vorermittlungen auf.
Mixas eigenes Bistum Augsburg hatte die Vorermittlungen angestoßen. Danach gibt es Vorwürfe, dass Mixa in seiner Zeit als Bischof von Eichstätt (1996 bis 2005) einen minderjährigen Jungen sexuell missbraucht haben soll. Der Bischof, der wegen der Prügel-Vorwürfe derzeit sein Amt ruhen lässt, wies die neuen Beschuldigungen über seinen Anwalt Gerhard Decker zurück. Mixa werde bei der Aufklärung des Falles mit den Ermittlern zusammenarbeiten, sagte Decker der "Augsburger Allgemeinen". Der 69-Jährige soll sich in einem Schweizer Sanatorium aufhalten.
Die katholische Laienorganisation "Wir sind Kirche" zeigte sich bestürzt. "Die Nachricht hat mich geschockt", sagte Sprecherin Sigrid Grabmeier. Sie nannte es jedoch einen "ganz wesentlichen Fortschritt", dass das Ordinariat in Augsburg selbst die Initiative ergriffen habe. "Die Kirche ist offener geworden", sagte auch Esther Klees von der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung dem Abendblatt. Der Verband berät die Deutsche Bischofskonferenz und will noch im Mai Vorschläge zum Umgang zwischen Kirchenvertretern und Kindern machen. Die Bischofskonferenz schweigt dagegen zu den neuen Vorwürfen gegen Mixa. Ihr Sprecher Matthias Kopp verweigerte am Freitag ebenso einen Kommentar wie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Auch das Erzbistum Hamburg wollte sich nicht äußern.
Mixa war vor einigen Wochen beschuldigt worden, als bayerischer Pfarrer Heimkinder brutal geschlagen zu haben. Außerdem soll er mit Geld einer Stiftung Antiquitäten, Wein und Teppiche gekauft haben. Von sexuellen Übergriffen war nicht die Rede. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, legte Mixa damals den Rücktritt nahe - ein beispielloser Vorgang in der katholischen Kirche. Mixa übergab daraufhin seine Amtsgeschäfte an einen Weihbischof und übermittelte dem Papst ein Rücktrittsgesuch.
Zum neuen Missbrauchsverdacht erklärte die Staatsanwaltschaft Ingolstadt, aus "ermittlungstaktischen Gründen" keine Einzelheiten nennen zu können. Nach Medienberichten ist die Initiative zur Aufklärung nicht von dem Opfer selbst ausgegangen, sondern kam aus dessen Umfeld.