Der Altkanzler feiert in Ludwigshafen mit 800 Gästen seinen 80. Geburtstag nach.
Ludwigshafen. Die Worte kommen mühsam aus Helmut Kohls Mund, manchmal kann man ganze Sätze nicht verstehen. Aber er ist gekommen, und er spricht eine Viertelstunde lang. Der gesundheitlich stark beeinträchtigte Altkanzler feiert in seiner Heimatstadt Ludwigshafen mit 800 Gästen nachträglich seinen 80. Geburtstag.
"Ich kann nur hoffen, dass mir noch einige Jahre geschenkt werden, gemeinsam mit meiner Frau Maike", sagt Kohl mit brüchiger Stimme. Am Ende seiner Rede erheben sich die Gäste und spenden dem Altkanzler Beifall. "Ich bin stolz und dankbar für dieses Leben", resümiert der Jubilar.
Im Rollstuhl wurde Kohl zu Beginn des Festaktes in den Saal des Ludwigshafener Pfalzbaus geschoben - in die erste Reihe. An seiner Seite waren seine zweite Frau Maike, Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Vor zwei Jahren war der Altkanzler in seinem Haus in Ludwigshafen gestürzt, die Ärzte diagnostizierten ein Schädel-Hirn-Trauma.
Damals hätte er nicht gedacht, dass er zu seinem 80. Geburtstag wieder eine Rede halten könnte, gibt Kohl zu. Aber mit der Hilfe seiner Frau gehe es ihm inzwischen wieder besser, wenn auch nicht optimal. "Meine Gesundung ist meine Sache, und ich gebe die Hoffnung nicht auf", sagte Kohl. Es habe für ihn sehr viele Höhen und Tiefen gegeben. "Es war ein Leben, von dem ich sagen kann, es hat einen Sinn gehabt."
In bewegenden Worten bedankte sich der Altkanzler auch bei seiner ersten Frau Hannelore, die sich 2001 das Leben genommen hatte, bei seinen Weggefährten und Unterstützern.
Seine Nachfolgerin als CDU-Vorsitzende, Angela Merkel, erwähnte er dabei nicht. Sie hatte im Zuge der CDU-Spendenaffäre im Jahr 1999 mit ihm gebrochen. Doch auch Merkel hatte für den Altkanzler viel Lob parat. Kohl habe Deutschland gut auf das 21. Jahrhundert vorbereitet. Mit Blick auf ihre eigene Arbeit sagte sie: "Es tut gut, dabei weiter auf Ihren Rat und Ihre Unterstützung bauen zu können." Über Kohls Einsatz für die Wiedervereinigung und die Einheit Europas sagte die Kanzlerin: "Sie haben vorgemacht, wie aus der Vision eines jungen Mannes neue Wirklichkeit für einen ganzen Kontinent werden konnte."
Auch eine Anekdote hatte Merkel parat: Bevor Kohl sie nach der Wende zur Familienministerin gemacht habe, habe er schlicht gefragt: "Verstehen Sie sich mit Frauen?"
Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck - einziger prominenter SPD-Politiker bei dem Festakt - dankte Kohl für dessen Verdienste um Europa. Unter den Gästen waren weitere Ministerpräsidenten, mehrere aktuelle und frühere Bundesminister sowie Weggefährten wie der frühere EU-Kommissionspräsident Romano Prodi. Der Laudator und Altbundespräsident Roman Herzog ging auch auf die CDU-Spendenaffäre ein, bei der Kohl nicht die Namen von Spendern nennen wollte. Er stellte aber Kohls Verdienste um Europa dagegen und kam zu dem Schluss, dies sei eine gewaltige Lebensleistung.