Westliche Staaten haben den Kurden im Irak Waffen geliefert. Damit versuchen die Peschmerga jetzt, die IS-Extremisten zurückzuschlagen. Die USA und ihre Verbündeten bombardieren die Terroristen in Syrien.
Mossul. Unterstützt von US-Luftangriffen haben kurdische Einheiten in mehreren Regionen des Nordiraks Angriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) begonnen. Dabei konnten sie vier Dörfer zurückerobern, wie die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria am Freitag unter Berufung auf einen kurdischen Offiziellen berichtete. Nach einem Bericht der Internetseite Al-Mada setzten sie schwere Waffen ein, die ihnen aus dem Westen geliefert worden waren. Im benachbarten Syrien bombardierten die USA und ihre arabischen Verbündeten IS-Stellungen in der Nähe der eingekreisten kurdischen Stadt Kobane.
Das von den USA geführte Bündnis habe zwei Dörfer westlich und östlich von Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. In kurdischen Medien hieß es, die heftigen Kämpfe um die Stadt gingen weiter. Informationen über Opfer bei den Bombardierungen lagen zunächst nicht vor. Bei den Luftangriffen im Norden Syriens am Montag seien 13 IS-Kämpfer getötet worden, erklärten die Menschenrechtler weiter.
Die IS-Terrormiliz versucht seit Tagen, die kurdische Stadt Kobane einzunehmen. Sie kontrolliert bereits Dutzende Dörfer im Umland und war zuletzt bis auf vier Kilometer an die Stadt herangerückt. Die Orte liegen an der türkischen Grenze in einer Enklave, die bislang von kurdischen Volksschutzeinheiten kontrolliert wurde. Das Umland wird bereits größtenteils von IS-Kämpfern beherrscht.
Einwohner von Kobane hatten kritisiert, die Zahl der Luftangriffe gegen die Extremisten sei zu gering. Die Luftschläge seien zudem zu weit weg von der Front, beklagten Einwohner nach einem Bericht des US-Senders CNN. „Wir brauchen Hilfe. Wir brauchen Waffen. Wir brauchen effektivere Luftschläge“, sagte Idriss Nassan aus Kobane. Wenn es so bleibe, „werden wir ein Massaker sehen“.
Die Türkei zog angesichts des IS-Vormarschs der Terrormiliz auf Kobane Truppen auf ihrer Seite der Grenze zusammen. Die Streitkräfte hätten 35 Panzer in der Region aufgefahren, berichtete die regierungsnahe Zeitung „Sabah“. Die Panzer hätten 400 Meter von der Grenze entfernt Stellung bezogen.
Angriff auf die Türkei
Rund 30 Kilometer südlich von Kobane umstellten IS-Kämpfer ein von 36 türkischen Soldaten bewachtes Mausoleum. Das Mausoleum von Süleyman Shah, dem Großvater des ersten osmanischen Sultans, liegt innerhalb Syriens auf einem exterritorialen Stück Land, das zur Türkei gehört. IS hatte bereits im März den Abzug der türkischen Soldaten gefordert. Die Regierung in Ankara lehnte das ab und warnte, ein Angriff auf das Mausoleums-Gelände werde als Angriff auf die Türkei gewertet.
Das Parlament in Ankara will am Donnerstag über Resolutionen entscheiden, mit denen die Regierung ermächtigt wird, militärisch gegen Terroristen in Syrien und im Irak vorzugehen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte vergangene Woche eine Unterstützung der Türkei für internationale Militäroperationen gegen den IS nicht mehr ausgeschlossen.
Im Nordirak seien die Kurden im Kampf gegen den IS deutlich vorangekommen, sagte ein kurdischer Offizieller laut Al-Sumaria. Zwei der eroberten Dörfer liegen demnach an der Grenze zu Syrien nordwestlich der IS-Hochburg Mossul. Zwei weitere Orte hätten südlich der Stadt Kirkuk eingenommen werden. Die Peschmerga-Kämpfer griffen die Dschihadisten zudem in der Nähe des Ortes Sumar an. US-Jets hätten IS-Stellungen ebenfalls bombardiert.