Jerusalem. Als der syrische Arzt seinem Patienten nicht mehr helfen konnte, schrieb er seinen Kollegen im Feindesland eine Notiz und ließ den Schwerverletzten von den Vereinten Nationen nach Israel bringen. Den auf Arabisch verfassten Zettel heftete der Arzt an die Kleidung des Patienten. Die Notiz beginnt mit einem freundlichen Gruß an den „hochverehrten Doktor“.
Der 28-Jahre alte Patient sei von einer Kugel in die Brust getroffen worden, heißt es weiter. Bei einer Notoperation habe man versucht, die Blutung der Leber zu stoppen. Allerdings sei es unmöglich gewesen, die Leber zu nähen. Darum habe man einen Druckverband angebracht und den Patienten zur Beobachtung dabehalten. Weitere Details folgten. „Bitte tun Sie, was Sie für richtig halten. Vielen Dank im Voraus.“
In Israel wurde der Patient in das Ziv-Krankenhaus der Stadt Sfad gebracht. Zuletzt fand man dort in der Kleidung eines bewusstlosen syrischen Patienten eine Handgranate. Dieser Patient aber trug die Krankenakte auf dem Zettel bei sich.
Der Chef der Notaufnahme, Dr. Amram Hadari, lobte die Erstversorgung: „Es war grundlegend. Ich weiß nicht, welche Behandlungsmöglichkeiten die syrischen Ärzte hatten, aber sie haben wahrscheinlich sein Leben gerettet.“ In Israel habe man nun erneut operiert. Dr. Hadari sagte, der syrische Patient liege auf der Intensivstation. Sein Zustand sei ernst, aber stabil.