Der Gastgeber will sich beim Gipfel ins rechte Licht rücken: Das Konferenzzentrum setzt auf Effizienz und Solarenergie.
Doha. „Ich bin dabei“, rufen Menschen von der Leinwand in den Verhandlungssaal, der schon durch seine Größe beeindruckt. Zur Eröffnung der Klimakonferenz in Doha bekommen hunderte Vertreter von Staaten und Organisationen einen kurzen Imagefilm über Katar und seine Bürger zu sehen. Unter ihnen viele Männer in traditionellen weißen Gewändern. Sie wollen dabei sein – dabei im Kampf gegen den Klimawandel.
Doch was tut Katar dafür, und was die anderen Staaten? In der Golfmonarchie wird in den kommenden zwei Wochen über eine bessere Welt verhandelt. Eine, in der der Klimawandel eingedämmt und seine dramatischen Folgen bekämpft werden sollen – wie Dürre und Fluten, Hungerkatastrophen und Artensterben oder Flüchtlingswellen.
Schon das Konferenzzentrum präsentiert sich als Oase der Klimafreundlichkeit. Als energieeffizient und wassersparend beschreiben es die Betreiber. 3500 Quadratmeter Solarkollektoren kämen für gut zwölf Prozent des Energieverbrauchs auf. Katar will sich ins rechte Licht setzen. Doch blickt man durch die modernen Glasfassaden nach draußen, hat das Bild viel Schatten.
Auf den Straßen Dohas fahren zahllose Geländewagen mit hohem Benzinverbrauch, am Rande des Stadtkerns mit seinen modernen Hochhäusern schimmert eine karge Wüstenlandschaft, die Skyline ist zersetzt von zahllosen Kränen und Baustellen, die vom Wachstumsstreben des kleinen Emirats zeugen. Schon heute hat Katar den weltweit höchsten Pro-Kopf-Ausstoß von klimaschädlichem CO2.
Im Konferenzzentrum bedanken sich die Teilnehmer zum Start der Konferenz für die Gastfreundschaft, die unermüdliche Vorbereitung. Christiana Figueres bedeckt ihren Kopf mit einem locker umgeworfenen Schal, begrüßt die internationalen Delegationen in einer ernsten ersten Ansprache auf Arabisch mit „Salam aleikum“.
Inhaltlich aber gibt es Stolpersteine bei der Konferenz. Die Industrieländer haben sich an der Umwelt versündigt: Sie haben historisch gesehen die höchsten Emissionen seit Beginn der Industrialisierung. Auch wenn heute ein Schwellenland wie China Klimasünder Nummer eins ist.
Die Entwicklungs- und Schwellenländer fordern von den reichen Industriestaaten noch größere Anstrengungen bei der Senkung klimaschädlicher Treibhausgasemissionen, bevor sie sich zu eigenen verpflichten. Von der EU verlangen sie, ihr Gewicht in die Waagschale zu werfen und mit ambitionierten Klimaschutzzielen voranzugehen. Umweltschützer sehen in ihren Berichten schwarz für den Klimaschutz, wenn in Doha keine mutigen politischen Entscheidungen getroffen werden.
Doch die Verhandlungen haben erst begonnen. Mit der Absicht, das Kyoto-Protokoll – den bislang ersten internationalen Vertrag mit konkreten Klimaschutzzielen – zu verlängern, sind die Staaten in Doha angetreten. Außerdem wollen sie einen Fahrplan für einen ersten globalen Klimaschutzvertrag erarbeiten, bei dem sich von 2020 an auch Länder wie die USA und China klare Klimaschutzziele setzen sollen. Die Frage der gerechten Verteilung der Klimaschutzbemühungen zwischen Industrie-, Schwellen und Entwicklungsländern spielt hier eine Rolle.
In den vergangenen Jahren wurde gerade in den letzten Konferenztagen hart verhandelt. Und oftmals überzogen die Minister dabei die geplante Dauer. „Vielleicht schreibt diese Klimakonferenz Geschichte, indem sie nicht am Sonnabend, nicht am Sonntag, sondern tatsächlich am Freitag schließt“, sagte Figueres. „Und das, mit einem guten Ergebnis“, fügte ein Klimaschützer später hinzu.