Am Morgen waren drei Türken bei Kämpfen an syrischer Grenze verletzt worden. Luftwaffe soll Angriffe über Grenzgebiet geflogen sein.
Tel Aviv/Istanbul/Prag. Die israelische Armee auf den Golan-Höhen hat am Montag erstmals seit Beginn der Kämpfe in Syrien gezielt auf Kampfverbände im Nachbarland geschossen. Zuvor sei erneut eine Granate aus Syrien in der Nähe eines israelischen Postens eingeschlagen, teilte das Militär in Tel Aviv mit. Israelische Panzer hätten daraufhin die Quelle des Feuers aus Syrien beschossen und getroffen, hieß es in einer schriftlichen Mitteilung weiter. Es handele sich um eine Reaktion auf einen Mörsereinschlag auf den Golanhöhen, erklärte die Streitkräfteführung und meldete „direkte Treffer“. Berichte über Verletzte gab es nicht.
Erst am Vortag hatte Israel Warnschüsse Richtung Syrien wegen des Einschlags von Granaten von dort abgegeben. In allen Fällen betonte das israelische Militär, die Geschosse seien im Zusammenhang mit dem innersyrischen Konflikt abgefeuert worden und nur versehentlich auf dem Golan gelandet.
Auf den von Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 annektierten Golanhöhen sind in letzter Zeit durch den Bürgerkrieg immer wieder Mörsergranaten eingeschlagen. Israel hat erklärt, es betrachte dies als Versehen, mache aber dennoch die syrische Regierung dafür verantwortlich.
Bei Angriffen der syrischen Luftwaffe auf das Grenzgebiet zur Türkei sind bereits am Montag mindestens drei Türken verletzt worden, darunter ein Soldat. Ein syrisches Kampfflugzeug habe ein Gebiet nahe einem Grenzübergang bombardiert, berichteten türkische Fernsehsender weiter. Das Ziel des Angriffs war unmittelbar an der Grenze.
Auch syrische Militärhubschrauber seien im Einsatz. Experten vermuteten, das die syrische Luftwaffe eine eingekesselte Einheit syrischer Regierungstruppen unterstütze. In der an der Grenze gelegenen türkischen Kleinstadt Ceylanpinar herrsche Panik und Angst.
Zudem soll ein Panzerfaustgeschoss am Morgen in Ceylanpinar nahe einem Büro der Landwirtschaftsverwaltung explodiert sein, berichteten türkische Fernsehsender. Die Granate habe Sachschaden angerichtet. In Ceylanpinar (Provinz Sanliurfa) waren erst in der vergangenen Woche drei Türken von Querschlägern und Granatsplittern aus Syrien verletzt worden.
Ein Videojournalist einer Nachrichtenagentur beobachtete, wie das Kampfflugzeug eine Fläche nahe der Stadt Ras al Ain bombardierte, die nur zehn Meter von der Grenze entfernt ist. Aufständische hatten in der vergangenen Woche in Ras al Ain drei Sicherheitsanlagen überrannt und die Kontrolle übernommen.
Ein Sprecher der Bürgermeisterei sagte, türkische Krankenwagen hätten mehrere verletzte Syrer in eine Klinik in der türkischen Grenzsstadt Ceylanpinar gebracht. Dort gingen wegen der Druckwellen der Bombendetonationen Fensterscheiben zu Bruch. Die Kämpfe in den vergangenen Tagen hatten bereits eine Flüchtlingswelle ausgelöst, die am Montag anhielt.
Zuvor hatte ein syrischer Kampfhubschrauber Rebellenstellungen südlich von Ras al Ain angegriffen, wie der Sprecher der Bürgermeisterei weiter sagte. Aufständische hätten eine Militäreinheit in der Region Esfar Nadschar belagert. Der Hubschrauber habe versucht, den Truppen eine Fluchtroute zu öffnen. Außerdem habe er Munition und Nahrungsmittel für die Soldaten abgeworfen.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat sich angesichts neuer Zwischenfälle an der türkisch-syrischen Grenze hinter den Bündnispartner Türkei gestellt. „Die Nato wird alles Nötige unternehmen, um die Türkei als unseren Verbündeten zu schützen und zu verteidigen“, sagte Rasmussen am Montag in Prag bei der Parlamentarischen Versammlung des Atlantikpakts. Die Bildung eines Oppositionsblocks syrischer Regimegegner, wie jüngst in Doha beschlossen, begrüßte Rasmussen als „wichtigen Schritt nach vorn“. Er forderte eine politische Lösung des Konflikts in Syrien. In der Region rufe niemand nach einer Intervention der Nato.