Nach EU-Einschätzung sind die Truppen zu „schlecht ausgebildet und demoralisiert”, um das Land wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.
Brüssel. Die malischen Regierungstruppen sind nach EU-Einschätzung auf europäische Hilfe angewiesen, um das westafrikanische Land wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die verbliebenen 6.000 bis 7.000 Soldaten seien „längst nicht alle verlässlich“ und noch dazu „schlecht ausgerüstet, schlecht ausgebildet und demoralisiert“, hieß es am Dienstag aus EU-Kreisen. Eine europäische Ausbildungsmission mit rund 200 Trainern solle nun schnellstmöglich Abhilfe schaffen und neben der Kampfkraft auch die Kommandostruktur verbessern. „Dass unsere Truppen malische Soldaten im Kampf unterstützen, ist keine Option“, wurde erneut versichert.
Anders als im Falle Somalias, wo einheimische Sicherheitskräfte wegen der Gefahrenlage von einer EU-Mission im Nachbarland Uganda ausgebildet werden, sollen die malischen Streitkräfte ihr Training in der Heimat erhalten. Der Süden des Landes um die Hauptstadt Bamako sei weitgehend unter Kontrolle und ermögliche somit einen billigeren und effizienteren Einsatz vor Ort, sagte ein EU-Diplomat. Der abtrünnige Norden des zerrütteten Vielvölkerstaats wird dagegen von islamischen Fundamentalisten und Terroristen kontrolliert. Langfristig sollen die malischen Truppen mit europäischer Hilfe in die Lage versetzt werden, ihre Rekruten selbst auszubilden.
„Sicherer Hafen für Terroristen“
Denn längst haben die Europäer erkannt, dass die Unruhen in Mali auch ihre eigene Sicherheit gefährden. „Der Norden des Landes ist zum sicheren Hafen für Terroristen und Kriminelle geworden“, heißt es von Brüssel bis nach Berlin. Drogen- und Menschenhandel gediehen, aus Libyen strömten Waffen und Milizen nahezu ungehindert ins Land, zudem litten die Menschen unter brutalen Misshandlungen durch radikalen Islamisten und der Zerstörung ihres kulturellen Erbes.
EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton soll beim Außenministertreffen am 19. November Vorschläge für eine europäische Intervention auf den Tisch legen. EU-Teams arbeiten bereits zusammen mit Vertretern der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas und der Afrikanischen Union (AU) an einer Operation unter afrikanischer Führung. Neben der Entsendung von Ausbildern sind auch logistische Hilfen der EU im Gespräch. Welche Nationen sich im Einzelnen beteiligen werden, ist noch offen. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ dürfte es sich bei den Ausbildern und Beratern „ganz überwiegend um Franzosen handeln“, was nicht zuletzt den noch aus Kolonialzeiten herrührenden Verbindungen zwischen beiden Ländern geschuldet sei.