Vor der letzten TV-Debatte zwischen John McCain und Barack Obama hat der Republikaner mit Sätzen wie er werde Barack Obama “den Hintern versohlen“ auf sich aufmerksam machen wollen. Umso tiefer war dann der Fall, als er sich erneut geschlagen geben musste.
Der Republikaner konnte in dem Rededuell mit seinem demokratischen Konkurrenten weder rhetorisch noch inhaltlich punkten. Nach 90 Minuten lobte er seinen Gegner einsichtig mit den Worten "Good job, good job" (etwa: "gut gemacht, gut gemacht"). McCain musste hinnehmen, dass er dem Wahlkampf 19 Tage vor der Entscheidung der Wähler keine entscheidende Wende hat geben können.
"McCain war zwar großartig, stark und entschieden - aber Obama hat sich sehr gut geschlagen, er war präsidial, souverän", meinte der konservative Publizist Dick Morris im Sender Fox News. Die demokratische Senatorin Hillary Clinton schwärmte von dem "großartigen Auftritt" Obamas. Er habe erneut seine "Führungsstärke" bewiesen und seine "klaren Vorstellungen zur Wirtschaft" belegt, sagte die einstige innerparteiliche Konkurrentin Obamas.
Wie in dem letzten TV-Duell herauskam, führt der Senator aus Illinois immer deutlicher bei Umfragen und macht damit einen großen Schritt in Richtung Weißes Haus. McCain hingegen rückt mit seinen Aussagen immer wieder in die Nähe des unpopulären Präsidenten George W. Bush. Er versprach der Mittelklasse Steuererleichterungen, Krankenversicherung für alle und die Ankurbelung der Wirtschaft.
McCain vermied zwar dieses Mal Fehler der vorangegangen Debatten, indem er nicht so fahrig antwortete, in die Kamera blickte und seinen Kontrahenten nicht ansah, aber er konnte die Amerikaner dennoch nicht in dem Maße überzeugen wie sein Gegner Obama. Seine Ankündigung, keine Steuern zu erhöhen und Hausbesitzern zu helfen, unterscheidet sich wohl für viele US-Bürger nicht so gravierend von Obamas Positionen, der versichert, 95 Prozent der Amerikaner brauchten keine neuen Steuern zu fürchten. Aber Obama steht für die verunsicherten Amerikaner sehr viel glaubwürdiger für den ersehnten "Wechsel" in Washington als der 72 Jahre alte Republikaner aus Arizona.
"Die Debatte war keine Kehrtwende" im Wahlkampf, meinte der republikanische Ex-Gouverneur Mike Huckabee bedauernd. Aber niemand sollte McCain unterschätzen. McCain sei schon so oft "ausgezählt worden und ist dann wieder gekommen". Noch habe der 72 Jahre alte Senator eine Chance, die Wahl am 4. November zu gewinnen, meinte der Konservative optimistisch. Aber selbst viele Republikaner glauben inzwischen, dass Obama am 20. Januar 2009 als erster schwarzer Politiker den Präsidenteneid ablegen wird. "John McCain hat es verpatzt, Obama wird gewinnen, und McCain kann nichts dagegen tun: Das ist es, was die Konservativen denken und sie sind zornig", schrieb am Montag der konservative Publizist David Freddoso.