Mit massiver Kritik an seinem demokratischen Konkurrenten Barack Obama hat der Republikaner John McCain seinen Rückstand bei Umfragen umkehren wollen. Dies gelang ihm jedoch auch bei dieser letzten Fernsehdebatte nicht. US-Bürger sehen Obama klar vorne.
Washington. Knapp drei Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in den USA haben sich die beiden Bewerber, der Republikaner John McCain und der Demokrat Barack Obama, in der Nacht ihr letztes Fernsehduell geliefert. Themen um drei Uhr deutscher Zeit waren unter anderen die Finanz-, Bildungs-, Energie- und Gesundheitspolitik. In der Hofstra University in Hempstead, 30 Kilometer östlich von New York City, bemühten sich beide Politiker weitgehend um einen ruhigen Ton.
Eine Mehrheit der Amerikaner sieht in Barack Obama den Sieger dieser Debatte. 58 Prozent der Befragten gaben an, dass der demokratische Kandidat besser abgeschnitten habe als der Republikaner John McCain. 31 Prozent sahen McCain im Vorteil. Die Umfrage wurde im Auftrag des Fernsehsender CNN vom Institut Opinion Research vorgenommen. Befragt wurden 620 erwachsene US-Bürger. Auch nach den beiden ersten Fernsehdebatten hatte Obama bei den anschließenden Umfragen die besseren Noten erhalten.
Inhaltlich lieferten sich die Senatoren über gut 90 Minuten ihren bislang härtesten Schlagabtausch. Obama und McCain warfen sich jeweils eine falsche Wirtschafts-, Bildungs- und Steuerpolitik vor und betonten ihre eigene Reformbereitschaft. Zur Bekämpfung der aktuellen Finanzkrise schlug McCain ein Programm in Höhe von 300 Milliarden Dollar vor, um bedrängten Hausbesitzern zu helfen. Dagegen plädierte Obama für gezielte Steuersenkungen für die Mittelklasse. Außerdem sollten Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, mit Steuersenkungen belohnt werden. Zugleich warf Obama seinem Rivalen vor, er plane Steuersenkungen für die Reichen.
Letzter Schlagabtausch
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McCain beschuldigte Obama, er sei "gegen freien Handel und will Steuererhöhungen". Für den Republikaner war das Duell die letzte Chance, noch einmal gegen den in allen Umfragen und allen Themenbereichen führenden Obama zu punkten. Immer wieder sprach der Vietnam-Veteran von "Joe the plumber" (Joe, der Klempner), dem Otto Normalverbraucher oder Repräsentanten der amerikanischen Mittelschicht, den McCain in den Mittelpunkt seiner Politik stellen will. Um Obamas Vorschläge ins Lächerliche zu ziehen, lobte McCain gleichzeitig häufig die Rhetorik seines Konkurrenten.
Der wirkte in der Tat eloquenter und konzentrierter. Beim Thema Bildung zählte er vier Punkte auf, auf die es ankomme: Frühkindliche Erziehung, mehr und besser bezahlte Lehrer, erschwinglicher College-Besuch, Appelle an die Verantwortung der Eltern. McCain dagegen verlor sich oft im Klein-Klein der Argumente, wirkte angespannt und unter Druck. Unter der Diskussionsleitung des debatten-erfahrenen CBS-Journalisten Bob Schieffer gab es bei den beiden Diskutanten keine Gefühlsausbrüche.
Beide unterstrichen ihre Worte mit sparsamen Gesten und blickten immer wieder konzentriert in die Kamera und damit via Bildschirm direkt in die Gesichter von Millionen von Amerikanern. Während McCain redete, spielte Obama häufig mit seinem Stift und lächelte über die Aussagen seines Konkurrenten. Das wirkte mitunter etwas arrogant. McCain dagegen wirkte angespannt und machte sich eifrig Notizen, wenn der Demokrat seine Argumente vorbrachte. Beide Kandidaten klagten wiederholt über den aggressiven Tonfall der Gegenseite in Wahlwerbespots der vergangenen Wochen. McCain rief Obama auf, sein Verhältnis mit dem 60er-Jahre-Radikalen William Ayers zu klären, ein großes Thema bei den Republikanern in jüngster Zeit. "Herr Ayers hat nichts mit meinem Wahlkampf zu tun", antwortete Obama.
McCain wies seinerseits den Vorwurf der Demokraten von sich, politisch nahe bei Präsident George W. Bush zu liegen. "Wenn Sie gegen Präsident Bush hätten antreten wollen, dann hätten sie vor vier Jahren antreten sollen", sagte er. McCain habe in Schlüsselfragen immer Bush unterstützt, sagte Obama. Zum Abschluss der Debatte resümierten beide Kandidaten, dass die USA in sehr schwierigen Zeiten steckten. McCain bezeichnete sich selbst als "Reformer" und versprach, die USA als Präsident in eine neue Richtung zu führen. Obama sagte, Amerika brauche eine grundsätzlich neue Politik. Demokraten, Republikaner und auch Unabhängige müssten eng zusammen arbeiten, um den "Geist der Erneuerung" zu wecken. Bevor dann auch die Ehefrauen Cindy McCain und Michelle Obama die Bühne betraten, gingen die Kandidaten aufeinander zu und klopften sich auf die Schultern. Das einhellige Urteil der beiden Politiker: "Good job" (Gut gemacht).