Die Goufverneurin von Alaksa, die Republikanerin Sarah Palin, ist zurückgetreten. Ihre Gründe sind unklar: „Ich tue das, weil ich Alaska so sehr liebe.“

Washington. Es war eine jener Reden, für die Sarah Palin berüchtigt ist. Ungeordnet strömten die Worte aus ihrem Mund, ein Gedanke jagte den nächsten. Ein Lob für die Schönheit Alaskas brachte sie in der Ansprache ebenso unter wie eine Warnung vor der Regierung in Washington, deren Umtriebe eine Gefahr für die Freiheit Amerikas seien. Eines aber suchte man vergeblich in der Rede, mit der sich die Republikanerin in der Nacht zu Montag aus ihrem Amt als Gouverneurin von Alaska verabschiedete: Aufschluss über ihre Zukunftspläne. Palins Anhänger hoffen auf eine Kandidatur fürs Weiße Haus, ihre zahlreichen Gegner in der eigenen Partei wollen dies vermeiden.

Ein vollständiger Rückzug aus der Politik jedenfalls würde anders aussehen. Palin lud an ihrem letzten Amtstag zu einem Volksfest in die Polar-Stadt Fairbanks, wie immer zog der Publikumsliebling tausende Fans an. Sie bekamen zu hören, dass Palin ihren vorzeitigen Abschied aus dem Amt als patriotische Pflicht versteht. Sie wolle ein „unproduktives letztes Jahr im Amt mit all dem typischen Politikgezänk vermeiden“, sagte sie. „Nun werde ich noch härter für Euch kämpfen können, für das Richtige und Wahre. Ich habe nie geglaubt, dass ich dafür einen Amtstitel benötige.“ Bei aller Unklarheit über die Details blieb doch eine Botschaft haften: Mit Palin ist weiter zu rechnen.

Der Verzicht auf das Gouverneursamt, das sie an den abgelegenen Bundesstaat Alaska band, macht Palin nun frei, einen Wechsel auf die nationale politische Bühne in Washington vorzubereiten. Selbst ihre Gegner billigen der Politikerin, die erst vor elf Monaten durch die überraschende Nominierung als Vizekandidatin von John McCain für die Präsidentschaftswahl landesweit bekannt wurde, ein gewisses politisches Talent zu. Palin hat ein Gespür für Stimmungen, bei Auftritten vor großem Publikum bringt sie Säle zum Kochen, viele konservative Wähler verehren sie. Kritiker halten sie aber für überfordert und äußern Zweifel an ihrer Intelligenz und Kompetenz.

Palins Problem ist, dass sich diese Zweifel seit der Wahlniederlage im November eher noch verstärkt haben. Gezielte Indiskretionen aus dem republikanische Establishment haben ihrem Image neuen Schaden zugefügt. Einige von McCains Wahlkampfmanagern rechneten kürzlich in einem Artikel in „Vanity Fair“ hart mit Palin ab. Sie sei im Wahlkampf launisch, divenhaft und beratungsresistent gewesen. Es habe ernsthafte Sorgen um ihren „mentalen Zustand“ gegeben. Bereits vor der Wahl sei McCains Team klar geworden, das Palin für das Amt des Vizepräsidenten nicht geeignet sei – ein vernichtendes Urteil.

Der renommierte republikanische Stratege Mike Murphy wertet Palins Nominierung für das Vizeamt als „schrecklichen Fehler“. Palin habe sich zum Gespött gemacht, die Zeit nach der Wahl sei für sie ein „Debakel“ gewesen. In seiner Kolumne für die „New York Daily News“ stellte er die Frage, die derzeit viele Beobachter umtreibt: „Warum sehen so viele Republikaner sie immer noch als attraktive Präsidentschaftskandidatin für 2012?“ Murphys Antwort: Palins volkstümliche Art werde von Intellektuellen zwar belächelt, von vielen Bürgern aber geliebt. Gerade der Spott der Medienelite mache Palin für viele verdrossene Wähler attraktiv, die für Politik nur Abscheu übrig haben.

Dass sich Palin dieser Wirkung bewusst ist, zeigte sie in ihrer Abschiedsrede in Fairbanks. Besonders großen Applaus erhielt sie für ihre Kritik an den Medien. Diese wollten „unsere Nation nach unten ziehen“, sagte sie. „Unterschätzt mir nicht die einfachen Leute!“ Zunächst will Palin nun ein Buch schreiben, als bezahlte Vortragsrednerin will sie durchs Land reisen und dabei viel Geld verdienen. Sollte sie wirklich nach einem höheren Amt streben, wird sie einiges gutmachen müssen. Nicht nur, dass den Republikanern dann eine Zerreißprobe droht; in einer Umfrage sagten kürzlich nur 37 Prozent, sie trauen Palin zu, komplizierte Sachverhalte zu verstehen.