Abruzzen statt Mittelmeer: Warum Italiens Premier Silvio Berlusconi den Gipfel in ein Dorf verlegte. Die Teilnehmer, die Fakten.

L'Aquila. Geplant war der diesjährige G8-Gipfel auf der Mittelmeerinsel La Maddalena bei Sardinien. Nach dem verheerenden Erdbeben vom 6. April verlegte der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi das Treffen in das Katastrophengebiet, um ein Zeichen für den Wiederaufbau zu setzen. Bis Freitag tagen die Mächtigen der Welt nun in einer Polizeikaserne in L’Aquila.

Die Stadt mit etwa 70 000 Einwohnern liegt nordöstlich von Rom auf 700 Metern Höhe und ist von den Bergen der Abruzzen umgeben. Die Region wird häufig von Erdbeben heimgesucht. Das letzte leichte Beben gab es erst am Montag mit einer Stärke von 3,0. Das verheerende Beben im April hatte in L’Aquila und anderen Ortschaften der Abruzzen ganze Straßenzüge in Trümmer gelegt. 296 Menschen kamen ums Leben, 54 000 wurden obdachlos.

Zu dem Gipfel sind insgesamt 28 Staaten sowie die Vereinten Nationen, die Welthandelsorganisation WTO, Weltbank, Afrikanische Union, EU-Kommission, Internationaler Währungsfonds, OECD, Internationale Energieagentur sowie die Internationale Arbeitsorganisation ILO eingeladen.

Präsident Valéry Giscard d'Estaing und Bundeskanzler Helmut Schmidt hatten die Gipfeltradition begründet. Sie luden 1975 die Staats- und Regierungschefs aus den USA, Großbritannien, Japan und Italien zu Beratungen über die Lage der Weltwirtschaft in informeller Atmosphäre ins Schloss Rambouillet bei Paris ein. Schon beim zweiten Weltwirtschaftsgipfel auf der amerikanischen Insel Puerto Rico wurde Kanada in den Club aufgenommen: Die G7 hatten in den ersten Jahren ausschließlich wirtschaftspolitische Fragen auf der Tagesordnung. Bereits Anfang der achtziger Jahre nahmen die G7 auch außenpolitische Probleme wie den Ost-West-Konflikt oder den Kampf gegen den internationalen Terrorismus sowie Umweltfragen ins Programm.

Nach dem Zerfall des Warschauer Paktes und der Sowjetunion wurde Russland in die Arbeit der G7 einbezogen, 1998 nahm es in Birmingham erstmals als Vollmitglied am Gipfel teil. Damit erhielt die Gruppe ihr jetziges Achterformat.