Bei einem Sprengstoffanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch mindestens 61 Menschen getötet und 116 weitere verletzt worden.
Bagdad. Nach Angaben aus Sicherheitskräfte wurden bei dem Anschlag am Mittwochabend außerdem 116 Menschen verletzt. Sicherheitskräfte riegelten den Markt nach dem Anschlag umgehend ab. Ein 30-jähriger Augenzeuge berichtete, er habe auf dem belebten Marktplatz im vor allem von Schiiten bewohnten östlichen Stadtteil Sadr City einen "Schlag gehört und einen Feuerball gesehen“. Autos seien durch die Wucht der Explosion durch die Luft geschleudert worden. Er selbst sei ohnmächtig geworden und wenig später im Krankenhaus aufgewacht. Es gebe so viele Verletzte, dass das Krankenhaus gar nicht genug Betten für alle habe.
Die Explosion sei durch eine mit Sprengstoff beladene Motorrad-Rikscha auf dem Mraidi-Markt verursacht worden. Die Sprengsätze seien unter Gemüse versteckt gewesen. Es war einer der schwersten Anschläge in diesem Jahr in der irakischen Hauptstadt. Der Attentäter konnte sich nach Ministeriumsangaben in Sicherheit bringen, bevor sein Fahrzeug in die Luft ging. Unter den Toten und Verletzten seien viele Frauen und Kindern, sagte ein Vertreter des Innenministeriums. Splitter hätten Opfer noch in 600 Metern Entfernung getroffen, hieß es. Außerdem gerieten mehrere Geschäfte auf dem Markt in Brand.
Etwa eine Stunde später explodierte in dem ebenfalls vorwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Dschihad eine Bombe. Dabei wurden nach Angaben von Polizei und Krakenhausmitarbeitern eine Zivilperson getötet und zehn weitere Menschen verletzt. Es handelte sich zumeist um junge Männer, die sich in der Nähe einer Billardhalle aufhielten.
Anstieg der Terroranschläge
In den vergangenen Tagen hat eine neue Terrorwelle den Irak erfasst. Die Regierung sieht sie im Zusammenhang mit dem Rückzug der US-Truppen. Sie sollen bis Ende des Monats die Städte und Dörfer verlassen und sich auf Stützpunkte außerhalb zurückgezogen haben. Die jüngsten Anschläge schüren die Angst der Menschen vor einer möglichen Verschlechterung der Sicherheitslage nach dem Rückzug. Die irakische Regierung zeigt sich aber überzeugt, dass sie die Sicherheitslage in den Griff bekommt.
In den Vormonaten war die Zahl der Anschläge deutlich zurückgegangen. So kamen im Mai dieses Jahres so wenige Menschen im Irak durch Attentate um wie nie zuvor seit dem Einmarsch der US-Streitkräfte im Jahr 2003. Regierungschef Nuri el Maliki hatte kürzlich gewarnt, dass die Zahl der Anschläge wahrscheinlich zunehmen werde, um das Vertrauen in die einheimischen Sicherheitskräfte zu unterminieren.