Hamburg/Seoul

Das kommunistische Nordkorea hat nach seinen Atom- und Raketentests dem Süden mit einem Militärschlag gedroht und damit die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel gefährlich verschärft. Südkorea hatte zuvor erklärt, sich an einer internationalen Initiative gegen die Weiterverbreitung von Atomwaffen beteiligen zu wollen. Diese US-Initiative sieht auch die Kontrolle und notfalls die Aufbringung von verdächtigen Frachtschiffen vor. Und Nordkorea steht im Verdacht, Atom- und Raketentechnologie zu exportieren - auch an Staaten wie den Iran.

"Wir betrachten dies als Kriegserklärung gegen uns", sagte ein nordkoreanischer Militärsprecher, und fügte die gedrechselte Formulierung hinzu: "Jeder feindselige Akt gegen unsere friedlichen Schiffe - inklusive Durchsuchung und Aufbringung - wird als unverzeihliche Verletzung unserer Souveränität gewertet; und wir werden unverzüglich mit einem kraftvollen militärischen Schlag antworten".

Das Regime von Alleinherrscher Kim Jong-il erklärte ferner, Nordkorea fühle sich nicht mehr an den Waffenstillstand von 1953 gebunden. Diese Vereinbarung hatte den Krieg auf der koreanischen Halbinsel nach drei Jahren beendet und die Teilung zwischen Norden und Süden zementiert. Im Zuge der Kämpfe war es auch zu Gefechten zwischen amerikanischen und chinesischen Truppen gekommen.

Russland äußerte bereits die Sorge, dass es im Falle einer weiteren Eskalation zu einem Atomkrieg kommen könnte und verstärkte seine militärische Aufklärung in der Region. Man werde die Überwachung Nordkoreas durch Frühwarnsysteme erhöhen, erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Moskau. Russland befürchtet im Falle eines militärischen Konfliktes Auswirkungen auf die angrenzenden russischen Regionen und befürwortet eine harte Resolution des Uno-Sicherheitsrates gegen Nordkorea - auf der Grundlage von Kapitel VII der Charta der Vereinten Nationen, das "Maßnahmen bei Bedrohung oder Bruch des Friedens und bei Angriffshandlungen" vorsieht. In dieser Krisensituation sei die Autorität des Sicherheitsrates gefragt, hieß es in Moskau. Die Lage dürfe nicht außer Kontrolle geraten, sondern auf diplomatischem Wege gelöst werden.

Südkoreas größte Zeitung "Chosen IGo" berichtete indessen unter Berufung auf Regierungskreise in Seoul, dass Nordkorea seine Nuklearanlage in Yongbyon wieder angefahren habe. Fotos amerikanischer Überwachungssatelliten zeigten, dass aus der Anlage Rauch aufsteige. In Verhandlungen mit den USA, China, Japan, Russland und Südkorea war die Stilllegung der aus Sowjetzeiten stammenden Reaktor- und Anreicherungsanlage vereinbart worden, mit der Nordkorea waffenfähiges Plutonium gewinnen will.

In einer weiteren Verschärfung der Lage erklärte das nordkoreanische Militär, es stelle den Rechtsstatus von fünf Inseln in Frage, die von Südkorea besetzt gehalten würden. Das Militär werde keine "sichere Durchfahrt" für amerikanische und südkoreanische Schiffe durch diese Gewässer garantieren.

Die westliche Seegrenze war am Ende des Korea-Krieges von den amerikanisch geführten Streitkräften der Uno festgelegt, aber niemals vom Norden akzeptiert worden. 1999 und 2002 war es zu blutigen Seegefechten zwischen Kriegsschiffen beider Teile Koreas gekommen.

Wie die "New York Times" berichtete, ließ das Pentagon ein spezielles Überwachungsflugzeug im Luftraum an der nordkoreanischen Grenze patrouillieren. Die Maschine kann winzige Spuren von Radioaktivität aus Atomtests analysieren.