Es ist das skurrilste Land der Erde und für die internationale Gemeinschaft zugleich eines der gefährlichsten. Was das bitterarme Nordkorea so bedrohlich macht.
Hamburg/Seoul/Tokio. Nordkorea unterhält mehr als eine Million Soldaten und damit eine der größten Armeen Asiens. Und doch oder gerade deshalb wird das Land immer wieder von Hungersnöten heimgesucht. Mit 122 000 Quadratkilometern ist das kommunistische Land etwa so groß wie die frühere DDR. Nordkorea hat sich nahezu völlig abgeschottet. Die Zahl der politischen Gefangenen wird auf bis zu 200 000 geschätzt. An der Spitze der Diktatur von Arbeiterpartei und Militär steht der „Geliebte Führer“ Kim Jong Il. Unter der Führung seines Vaters Kim Il Sung war die „Demokratische Volksrepublik Korea“ 1948 gegründet worden. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) stuft Nordkorea als Atomwaffenstaat ein. Die Größe des Nukleararsenals ist ein streng gehütetes Geheimnis.
Auf die Stärke nordkoreanischer Atombomben kann nur über die Heftigkeit der Detonation bei Atomtests geschlossen werden. Die Sprengkraft von Atombomben wird durch den Vergleich mit dem Sprengstoff Trinitrotoluol (TNT) bestimmt. Die Vernichtungswirkung wird üblicherweise in Kilotonnen oder Megatonnen TNT angegeben. Nach dem ersten nordkoreanischen Atomtest im Oktober 2006 sprachen US-Geheimdienste und Seismologen am Geoforschungszentrum Potsdam von maximal einer Kilotonne Sprengkraft. Die unterirdische Kernexplosion löste ein Beben der Stärke 4,2 aus. Der am Montag unternommene zweite Atomtest hatte nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums die Kraft von 10 bis 20 Kilotonnen. Seismologen registrierten in Nordkorea ein Erdbeben der Stärke 4,7. Die Hiroshima-Bombe, die nur etwa 15 Kilogramm radioaktives Uran
235 enthielt, hatte eine Explosivkraft von 12,5 Kilotonnen TNT. Mit einer Wucht von 22 Kilotonnen vernichtete die Nagasaki-Bombe 1945 am Ende des Zweiten Weltkriegs eine weitere japanische Stadt. Die im November 1952 gezündete erste US-Wasserstoffbombe war mit zehn Megatonnen etwa 700-mal so stark wie die Atombombe von Hiroshima. Die Sowjetunion zündete 1961 eine 58-Megatonnen Wasserstoffbombe. Das entspricht 58 Milliarden Kilo TNT.
Bei einem unterirdischen Test wird der Sprengsatz in der Regel am Boden eines tief gebohrten Loches gezündet. Eine Alternative dazu ist die Platzierung des Sprengsatzes in einem horizontal angelegten Tunnel, der tief genug liegt, um die Explosion einzudämmen. In dem Schacht oberhalb des Sprengsatzes werden Messsysteme und Instrumente befestigt, die bei der Explosion Daten gewinnen sollen. Darüber wird der in der Regel zwischen 300 und 850 Meter tiefe Schacht mit Sand, Teer, Kies und Epoxid gefüllt. Dies soll ein Austreten von Radioaktivität verhindern.
1996 hat die Uno-Vollversammlung einen Vertrag über ein umfassendes Verbot von Atomwaffentests angenommen. Da dieser aber nicht von allen 44 Staaten unterzeichnet wurde, die über die Technologie zur Herstellung von Atombomben verfügen, ist er nicht in Kraft getreten. Seit 1945 wurden weltweit mehr als 2000 Atomwaffentests unternommen, knapp die Hälfte davon von den USA. Die Hochphase der Tests in den USA und der damaligen Sowjetunion lag in den 60er und 70er Jahren. Atomwaffenversuche haben auch Großbritannien, Frankreich, China, Indien und Pakistan unternommen. Die USA haben letztmals 1992 eine Atomwaffe getestet, Russland 1990, Frankreich und China 1996. Indien und Pakistan erregten 1998 internationales Aufsehen mit einer ganzen Serie von Versuchen.