Als First Lady steht Michelle Obama stets im Fokus der Weltöffentlichkeit. Jetzt räumte sie ein, dass sie aus ihrem früheren Leben vor allem die Anonymität vermisst. Zu leben und Entscheidungen zu treffen ohne ständige Kommentare anderer – „das war schön“, sagt sie.
Washington. Die amerikanische First Lady vermisst aus ihrem früheren Leben am meisten die Anonymität. „Das Leben ist viel einfacher, wenn nicht alles, was man tut, Folgen hat“ oder zum Gesprächsthema wird, erklärte Michelle Obama in einem Interview der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift „Time“. Zu leben und Entscheidungen zu treffen ohne ständige Kommentare anderer – „das war schön“, sagte sie.
Von diesen Kommentaren lasse sie sich aber nicht beeinflussen. Ihr persönliches Motto sei, dass man Entscheidungen treffen müsse, die einem selbst sinnvoll erschienen, „weil es immer jemanden geben wird, der meint, dass man etwas anders machen sollte“. Gerade deshalb sollte jeder das tun, was ihm selbst entspreche. Ihre Botschaft an Frauen sei daher: „Findet euren Platz. Tragt, was ihr mögt. Wählt Berufe, die euch etwas bedeuten, denn es wird immer jemanden geben, der sagt: ’Ich hätte diese Farbe nicht getragen’ oder ’Warum hast du nicht diesen Job gemacht?’“
Ihre Vorgängerinnen hätten ihr den Rat gegeben, von Anfang an häufig Aufenthalte in Camp David einzuplanen, dem Präsidentenlandsitz in den Bergen 100 Kilometer nördlich von Washington. Dort könne die Familie ein gewisses Maß an Freiheit genießen und durchatmen. „Ich glaube, jede einzelne First Lady hatte das Gefühl, dass das eine wichtige Ressource ist, wichtig für das Wohlbefinden der Familie.“ Michelle Obama und die Töchter Malia und Sasha waren bislang drei Mal in Camp David, während der Osterferien im April blieben sie eine Woche dort.
Einen Vorteil hat das Leben im Weißen Haus nach Ansicht der First Lady aber auch: Die zehnjährige Malia und die siebenjährige Sasha sehen ihren Vater jetzt erstmals in ihrem Leben praktisch jeden Tag. In seiner Zeit als Senator des US-Staats Illinois arbeitete Barack Obama fünf Autostunden vom Wohnsitz der Familie in Chicago entfernt in der Hauptstadt Springfield, später als US-Senator war er unter der Woche in Washington. Zuletzt war Obama zwei Jahre lang im ganzen Land im Wahlkampf unterwegs. „Das war der größte Nutzen von allem für uns als Familie“, sagte Michelle Obama. „Es bedeutet, dass wir uns alle jeden Tag sehen.“