Kurz nach Inkrafttreten des Öl-Embargos hatte der Iran ein Manöver begonnen und nach eigenen Angaben Raketen mit großer Reichweite getestet.
Teheran. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat das von der EU verhängte Öl-Embargo als eine der „stärksten“ bisher gegen sein Land verhängten Sanktionen bezeichnet. „Unsere Feinde glauben, dass sie den Iran mit diesen Sanktionen in die Ecke drängen können“, sagte er am Dienstag im iranischen Staatsfernsehen. Zugleich testete die Armee des Landes bei einem Manöver mehrere Raketen, die offiziellen Angaben zufolge in der Lage sind, US-Stützpunkte im Persischen Golf oder Ziele in Israel zu treffen.
Es war Ahmadinedschads erste öffentliche Stellungnahme seit dem Inkrafttreten der EU-Sanktionen am vergangenen Sonntag. Der Iran müsse die Situation nun als „Möglichkeit“ begreifen, um seine Abhängigkeit von Einkünften aus dem Öl-Sektor zu reduzieren.
Der Iran fördert am Tag rund vier Millionen Barrel Erdöl und ist stark auf den Export des Rohstoffs angewiesen. Etwa 80 Prozent seiner Einkünfte aus dem Ausland stammen aus dem Handel mit Öl.
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Kurz nach Inkrafttreten der Sanktionen hatte der Iran am Montag ein dreitägiges Manöver begonnen und nach eigenen Angaben am Dienstag Raketen mit großer Reichweite getestet. Die Tests seien eine Reaktion auf die Weigerung Israels und der USA, Angriffe auf den Iran wegen dessen Atomprogramm auszuschließen, erklärte der Kommandeur der Revolutionsgarde, General Hossein Salami, im staatlichen Fernsehen. „Es ist eine Reaktion auf die politische Unhöflichkeit derer, die davon reden, alle Optionen lägen auf dem Tisch“, sagte Salami.
Die Boden-Boden-Raketen hätten ihre Ziele getroffen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur IRNA. Der halbamtlichen Agentur Fars zufolge wurden unter anderem Raketen vom Typ Schahab-3 getestet. Sie hätten eine Reichweite bis zu 1.300 Kilometern, berichtete Fars unter Berufung auf den Leiter der Luft- und Raumfahrtdivision der Revolutionsgarden, General Amir Ali Hadschisadeh. Mit den Tests sollten die Genauigkeit und die Effektivität der Sprengköpfe und Waffensysteme überprüft werden, erklärte der General.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, sagte, die USA seien „zutiefst besorgt“ angesichts der iranischen Raketentests und kritisierte sie als Verstoß gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Israel liegt etwa 1.000 Kilometer von der Westgrenze des Irans entfernt, die Fünfte Flotte der US-Marine ist in Bahrain stationiert, in etwa 200 Kilometern Entfernung.
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In Istanbul begannen derweil Gespräche zwischen iranischen Experten und Vertretern der sogenannten 5+1-Gruppe – bestehend aus den USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien und Deutschland - über das iranische Atomprogramm. Sie knüpfen an drei zuvor gescheiterte Verhandlungsrunden an. Die USA und ihre Verbündeten verdächtigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung von Kernwaffen zu arbeiten. Der Iran weist dies zurück. (dapd)