Iran will Öltransporte an der Straße von Hormus blockieren. US-Marine setzt mit “robuster Präsenz“ dagegen und verschärft den Ton.

Washington/Teheran. Im Falle einer Blockade der Straße von Hormus durch den Iran würde den Rohölpreis nach oben schnellen lassen, mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. So schätzen Experten das Säbelrassen um die Öltransporte am Persischen Golf ein. Doch während Iran bereits mit den Äußerungen zurückrudert, verschärfen die USA überraschend den Ton gegenüber Teheran. Im Falle westlicher Sanktionen, so hatte der Irans Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi gedroht, werde kein Tropfen Öl mehr durch die Straße von Hormus gelassen. Dagegen meint die US-Marine demonstrativ, sie habe eine "robuste Präsenz“ in der Region. Ein Außenamtssprecher in Washington bekräftigte entsprechende Äußerungen der Marine: "Es ist absolut entscheidend, dass in diesen internationalen Gewässern Freiheit des Schiffsverkehrs herrscht“.

Dass es sich bei der Drohung eher um "Rhetorik der Iraner" handele, fügte Außenamtssprecher Mark Toner am Mittwoch vor Journalisten in Washington hinzu. Von solchen Drohungen habe es bereits einige gegeben. Allerdings meinte Toner auf die Frage, ob es sich um eine echte Drohung handele: "Das ist schwer zu sagen.“

"Jeder, der die Freiheit der Seefahrt in einer internationalen Meeresenge bedroht oder behindert, stellt sich klar außerhalb der Staatengemeinschaft. Solch eine Behinderung wird nicht toleriert“, hatte die Sprecherin der Fünften US-Flotte in Bahrain, Rebecca Rebarich, zuvor unmissverständlich erklärt.

Durch die enge Wasserstraße von Hormus wird der Großteil der Ölexperte aus Nahost exportiert. Experten fürchten bei einer Blockade einen massiven Preisanstieg der Rohölpreise – mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. "Der freie Verkehr von Gütern und Dienstleistungen durch die Straße von Hormus ist entscheidend für den Wohlstand der Region und der Welt“, sagte Rebarich weiter. Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, bezeichnet auf "Spiegel Online" die Straße von Hormus daher als "wichtigste Ölarterie der Welt".

Die Fünfte US-Flotte "bekennt sich zum Schutz maritimer Freiheiten, die die Basis des globalen Wohlstands sind. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass unsere Streitkräfte in dieser Region operieren“, betonte Leutnant Rebarich. Die US-Marine unterhalte "eine robuste Präsenz in der Region, um destabilisierende Aktivitäten zu verhindern und ihnen entgegenzuwirken“. Am Wochenende hatten iranische Streitkräfte ein großangelegtes Manöver in dem Seegebiet begonnen.

Das Statement der Militärs widerspracht ersten Äußerungen aus Washington: So hatte das Außenministerium die Drohung Irans zunächst heruntergespielt. Die Ankündigung, bei einer Ausweitung internationaler Sanktionen Öltransporte zu blockieren, seien "nur ein weiterer Versuch, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Themen abzulenken“, sagte Toner am Dienstag (Ortszeit).

Komme der Iran seinen internationalen Verpflichtungen mit Blick auf sein Atomprogramm weiter nicht nach, drohten neue Sanktionen. Füge sich Teheran jedoch, könne eine engere Zusammenarbeit mit dem Westen folgen.

Unterschiedliche Signale kamen aber auch aus Iran: Zunächste hatte Irans Vizepräsident Mohammed Reza Rahimi erklärt, kein Tropfen Öl werde mehr durch die Straße von Hormus gelassen, falls der Westen Sanktionen gegen iranisches Öl verhänge. Dann ruderte Teheran aber zurück. Eine Blockade im Persischen Golf sei zwar eine Leichtigkeit, zur Zeit gebe des dafür aber keine Notwendigkeit, sagte der Befehlshaber der iranischen Marine, Habibulah Sajari.

Rahimi ist zwar der erste Stellvertreter von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Seine Äußerungen geben aber nicht unbedingt die offizielle Haltung Teherans wieder, denn er ist vor allem für innere Angelegenheiten verantwortlich.

Der Iran hat in der Vergangenheit wiederholt damit gedroht, die Straße von Hormus zu sperren, dies aber nie in die Tat umgesetzt. Eine solche Blockade würde auch die Beziehungen Irans zu den Öl exportierenden Scheichtümern am Persischen Golf belasten.

Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Israel und die USA haben deshalb auch Militärschläge gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte in ihrem jüngsten Bericht Hinweise auf ein solches militärisches Atomprogramm dokumentiert. Daraufhin hatten die USA und die Europäische Union ihre Sanktionen gegen den Iran bereits verschärft. Die EU plant darüber hinaus weitere Strafmaßnahmen. Seit längerem ist auch ein Öleinfuhrverbot im Gespräch. (abendblatt.de/dpa)