Sollte der Iran seine Warnung wahr machen und die Straße von Hormus blockieren, könnten andere Staaten iranisches Öl auf dem Weltmarkt ersetzen.
Riad/Teheran. Die Straße von Hormus ist die Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Indischen Ozean verbindet. Über die 6,4 Kilometer breite Wasserstraße zwischen Oman und dem Iran wird nahezu der gesamte Ölexport Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwaits, des Irak und des Iran abgewickelt – nach US-Angaben etwa ein Drittel des weltweit verschifften Öls. Der Iran hat nun damit gedroht, diesen Seeweg zu schließen und Öl-Transporte zu verhindern. Nach der iranischen Drohung haben die Golfstaaten nun ihre Unterstützung bei einem möglichen Öl-Ausfall angekündigt. Die Golfstaaten einen möglichen Verlust iranischen Öls ausgleichen, teilte ein ranghoher Vertreter des saudischen Ölministeriums am Dienstag mit. Iranische Öllieferungen könnten auf dem Weltmarkt ersetzt werden.
Die Schließung des Golfs für Öltransporte sei kein Problem, sagte der Chef der iranischen Kriegsmarine, Habibollah Sajjari, am Mittwoch im staatlichen Fernsehen. Es sei „leichter, als ein Glas Wasser zu trinken.“ Derzeit gebe es dafür aber keine Notwendigkeit, denn der Iran habe das Meeresgebiet unter Kontrolle und könne den Transit überwachen. Am Vortag hatte der Iran im Atomstreit mit der Sperrung der weltweit wichtigsten Ölhandelsroute gedroht. Vize-Präsident Mohammed Resa Rahimi sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Irna, „nicht ein Tropfen Öl“ werde die Straße von Hormus passieren, sollte der Westen Sanktionen gegen die Ölexporte seines Landes verhängen. Der Öl-Preis reagierte auf die Drohung umgehend mit Aufschlägen. Auch am Mittwoch hielt die Furcht der Anleger vor Versorgungsengpässen den Ölpreis hoch. Die Sorten Brent und WTI behaupteten ihre Vortagesgewinne und kosteten 109,24 beziehungsweise 101,60 Dollar je Barrel.
+++Generalbundesanwalt ermittelt gegen den Iran+++
+++Iran fordert Entschuldigung - USA wollen die Drohne zurück+++
Die USA, Kanada und Großbritannien haben im Atomstreit mit dem Iran den Druck zuletzt erhöht und weitere Sanktionen gegen den Energie- und Finanzsektor des Landes verhängt. Die Europäische Union erwägt ein Importverbot für iranisches Öl - eine Strafmaßnahme, die die USA bereits auf den Weg gebracht haben. Die US-Regierung zeigte sich unbeeindruckt von iranischen Drohungen. Die Aussagen aus Teheran seien „nur ein weiterer Versuch, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Themen abzulenken“, sagte am Dienstag ein Sprecher des US-Außenministeriums in Washington. Komme der Iran seinen internationalen Verpflichtung mit Blick auf sein Atomprogramm weiter nicht nach, drohten neue Sanktionen, sagte Sprecher Mark Toner. Füge sich Teheran jedoch, könne eine engere Zusammenarbeit mit dem Westen folgen. Das sei die Doppelstrategie, die Washington weiterhin verfolge.
Der Westen verdächtigt die iranische Regierung, unter dem Deckmantel eines zivilen Nuklearprogramms heimlich am Bau von Atomwaffen zu arbeiten. Israel und die USA haben deshalb auch Militärschläge gegen iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA hatte in ihrem jüngsten Bericht Hinweise auf ein solches militärisches Atomprogramm dokumentiert.
Mit Material von dpa/dapd