Der Sturm auf die britische Botschaft stelle laut Auswärtigem Amt eine grobe Verletzung des Völkerrechts dar. Auch Großbritannien holt alle Botschafter aus dem Iran zurück und verweist seinerseits iranische Diplomaten des Landes.
Teheran/London/Oslo/Berlin/Brüssel. Einen Tag nach der Erstürmung der britischen Botschaft durch iranische Demonstranten in Teheran hat Außenminister Guido Westerwelle den deutschen Botschafter aus dem Iran nach Berlin zurückgerufen. Das teilte das Auswärtige Amt am Mittwoch mit. Der Botschafter sei zu Konsultationen zurückbeordert worden.
Westerwelle hatte zuvor den iranischen Botschafter in Berlin ins Auswärtige Amt einbestellt. In dem Gespräch habe Staatssekretärin Emily Haber deutlich gemacht, dass der Sturm auf die Botschaft und weitere ausländische Einrichtungen eine grobe Verletzung des Völkerrechts darstelle, hieß es anschließend. Deutschland verurteile dies auf das Schärfste. Die Ereignisse stellten leider nicht zum ersten Mal die Bereitschaft der iranischen Führung in Zweifel, internationales Recht zu achten.
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Der diplomatische Konflikt Auch zwischen Großbritannien und dem Iran ist am Mittwoch weiter eskaliert. Einen Tag nach der Erstürmung ihrer Botschaft in Teheran hatte am Mittwoch Zuvor hatte am Mittwoch bereits die britische Regierung in London alle iranischen Diplomaten des Landes verwiesen. Sie bekamen 48 Stunden zur Ausreise. Außenminister William Hague gab zudem im Unterhaus bekannt, dass Großbritannien sein gesamtes Botschaftspersonal aus Teheran zurückruft.
Weitere Maßnahmen will London mit den EU-Mitgliedstaaten am Donnerstag bei einem Treffen der EU-Außenminister erörtern, wie Hague ankündigte. Zur Begründung der britischen Maßnahmen sagte er, es wäre wirklichkeitsfremd anzunehmen, der Angriff auf die britische Botschaft habe ohne Unterstützung der iranischen Machthaber stattfinden können. London hatte 24 Botschaftsmitarbeiter in Teheran.
Die iranische Regierung verurteilte zwar das "inakzeptable Verhalten“ der Demonstranten, Parlamentspräsident Ali Laridschani zeigte aber Verständnis: Der Zorn der Studenten sei Folge „von mehreren Jahrzehnten Dominierungsversuchen Großbritanniens“, sagte er. Die Verurteilung des Botschaftssturms durch den Weltsicherheitsrat bezeichnete Laridschani in einer Parlamentssitzung als "überstürzten Schritt“.
Der Parlamentspräsident verteidigte einen Parlamentsbeschluss vom Sonntag, die Beziehungen mit London herunterzufahren. Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat sich dazu bislang nicht geäußert, während einige seiner Repräsentanten diese Entscheidung öffentlich kritisiert haben.
Norwegen schließt Botschaft
Das norwegische Außenministerium teilte mit, es habe die Botschaft in Teheran aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Entscheidung sei am Dienstagabend gefallen. Eine Sprecherin des Außenministeriums, Hilde Steinfeld, deutete dabei am Mittwoch an, dass es eine Reaktion auf die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran am Dienstag war. Das diplomatische Personal sei aber noch nicht aus Teheran abgezogen werden, sagte Steinfeld.
Iranische Demonstranten hatten am Dienstag die britische Botschaft nach einer offenbar von der Regierung gebilligten Protestaktion gegen westliche Sanktionen gestürmt. Die britische Flagge wurde heruntergerissen, ein Fahrzeug der Botschaft wurde in Brand gesetzt und das Gebäude mit Brandsätzen angegriffen. Die Szenen erinnerten an die Erstürmung der US-Botschaft in Teheran 1979.
Clinton verurteilt Angriff
US-Außenministerin Hillary Clinton verurteilte den Angriff iranischer Demonstranten auf die britische Botschaft in Teheran scharf. Amerika erwarte, dass der Iran diplomatisches Personal und ihre Anwesen schütze, sagte Clinton am Rande einer Konferenz zur globalen Entwicklungspolitik im südkoreanischen Busan. Die Vorfälle nannte sie einen Affront gegen das britische Volk und gegen die internationale Gemeinschaft.
Auch der Weltsicherheitsrat verurteilte den Angriff. In einer gemeinsamen Stellungnahme forderten die 15 Mitglieder des Gremiums den Iran auf, angemessene Schritte zum Schutz der Diplomaten gemäß des Wiener Abkommens einzuleiten und weitere Angriffe zu verhindern.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestellte aus Protest gegen die gewaltsame Stürmung den iranischen Botschafter ein. Der Vorfall sei völkerrechtswidrig und inakzeptabel, sagte Westerwelle am Dienstag in Berlin.
EU-Abgeordneter setzt sich für iranische Dissidenten im Irak ein
Unterdessen hat derr EU-Abgeordnete Struan Stevenson die Europäische Union am Mittwoch aufgefordert, die Schließung eines Lagers iranischer Dissidenten im Irak zu verhindern. Stevenson ist im EU-Parlament Vorsitzender des Ausschusses für Verbindungen zum Irak. Der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki will Camp Ashraf zum Jahresende schließen. Dort halten sich etwa 3.400 Angehörige des Iranischen Widerstandsrats auf, die zu Zeiten Saddam Husseins bewaffnete Vorstöße gegen den Iran unternahmen. Nach Angaben von EU-Vertretern will ein Drittel der Lagerbewohner eine Amnestie des Irans zur Rückkehr nutzen. Die übrigen könnten in andere Länder.
Mit Material von dpa, rtr und dapd