US-Präsident spricht von einem “historischen Tag“ für Libyen. Im ganzen Land feiern die Menschen das Ende der 42 Jahre langen Herrschaft des Diktators
Tripolis/Berlin. Der Mann, der Libyen bis zu seinem Sturz 42 Jahre lang mit eiserner Hand regierte, ist tot. "Wir haben lange auf diesen Moment gewartet", erklärte der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, gestern in Tripolis. "Muammar al-Gaddafi wurde getötet."
Aufgespürt wurde Gaddafi nach Angaben von Kämpfern der Revolutionsstreitkräfte in seiner Heimatstadt Sirte. Einheiten der Übergangsregierung hatten zuvor die letzten Schlupfwinkel der Gaddafi-Anhänger erobert und die Einnahme der Stadt gemeldet. Auch Informationsminister Mahmud Schamman bestätigte den Tod Gaddafis. "Unsere Kämpfer in Sirte haben seinen Leichnam gesehen", sagte er. Demnach attackierten sie einen Konvoi, in dem Gaddafi unterwegs war. Einer der Kämpfer, Adel Busamir, erklärte, der Schauplatz des letzten Kampfs sei ein großes Anwesen gewesen. Der Konvoi habe zunächst versucht zu fliehen, sei aber nach einer Attacke auch von Nato-Flugzeugen wieder in das Gebäude zurückgekehrt. "Dort haben wir ihn gefunden", erklärte Busamir. "Wir sahen, wie sie ihn (Gaddafi) schlugen. Dann hat ihn einer mit einer Pistole erschossen. Und dann brachten sie ihn weg." Ein anderer Kämpfer der Regierungstruppen berichtete, Gaddafi habe in einem Röhrensystem Deckung gesucht und "nicht schießen, nicht schießen" gerufen, bis er getroffen wurde. Auch die Gaddafi-Söhne Saif al-Islam und Mutassim kamen in Sirte ums Leben.
Die Nachricht vom Tod des langjährigen Machthabers löste in Tripolis Jubel aus. Vielerorts waren "Allah ist groß"-Rufe zu hören, Freudenfeuer wurden entzündet. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon rief nach dem Tod Gaddafis die Libyer zur Einheit auf. Kämpfer auf beiden Seiten müssten ihre Waffen niederlegen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht Libyen nun vor einem Neuanfang. "Dieser Tag setzt einen Schlusspunkt unter das Regime Gaddafi", sagte sie in Berlin. "Damit geht ein blutiger Krieg zu Ende, den Gaddafi gegen sein eigenes Volk geführt hat." US-Präsident Barack Obama sprach von einem "historischen Tag in der Geschichte Libyens". "Sie haben Ihre Revolution gewonnen", sagte er in Washington an die Adresse der Rebellen gerichtet. Der Nato-Rat will auf einer Sondersitzung voraussichtlich schon am Freitag den Militäreinsatz in Libyen für beendet erklären.